Die Dropkick Murphys betreiben wieder Fremdverwertung und stülpen den ungenutzten Texten des großen Woody Guthrie ihren grobschlächtigen Folk-Rock über. Wie zuletzt lassen sie dabei den lieben Punk-Rock einen guten Mann sein und versteifen ihre Raubeinigkeit auf die Mittel eines Pete Seeger.
Insofern kommt „Woody“ ganz gelegen. Der gewerkschaftsnahe Lyriker und Songwriter Woodrow „Woody“ Wilson Guthrie gilt als Ikone US-amerikanischer Folkmusik, der 1912 in Okemah/Oklahoma geboren wurde und damit den Titel zur Platte spendiert. Die Nähe zu den lediglich noch punkig untersetzen Irish-Folkern aus Quincy liegt folglich auf der Hand.
Allein die Texte bekommen unter der Ägide der Band etwas von einem Schlachtfest unter Matrosen, wenn Sänger Al Barr im Stile eines Captain Hook „Break a leg or die“ intoniert. Die zu unterstellende Absicht, auch heute der Working Class im Sinne Guthries Hymnen an die Hand zu geben, mag aufrichtig sein.
Es wirkt nur, wie so häufig in der Geschichte der Dropkick Murphys, etwas tollpatschig und erzwungen. Am deutlichsten wird es, wenn mit Banjo und Mundharmonika zum bierseligen Schunkeln und Grölen eingeladen wird, während die Band dem größten Kriegsverbrecher des 20. Jahrhunderts den Prozess macht. “Run Hitler run, we’re coming to get you/ run Hitler run you’ll never get away”.
Das bleibt dann nur noch in der Sache richtig, im Ton aber mehr als zweifelhaft. Über jeden Zweifel erhaben sind auch die zahlreichen Gastauftritte nicht. Sowohl von Jaime Wyatt als auch den Violent Femmes hätte man sich mehr erwartet. Beide gehen im Sog dieser Musik unter, die so zielstrebig ins Pub zieht, dass sie mit der Masse an der Theke verschwimmen und nach dem dritten Ale nicht mehr zu identifizieren sind.
Ob das in Summe jetzt besser oder schlechter ist als die ewige Konkurrenz von Flogging Molly, die inzwischen so richtig punkrock like ihre Fans auf große Kreuzfahrtschiffe einlädt, um damit die Karibik zu verpesten, bleibt jedem selbst überlassen.
