Das war’s. Der Rest kann einpacken. Wir können das Jahr dichtmachen. Besser wird es nicht mehr. Kurt Vile und sein sechster Streich: Was für ein phänomenal wohltuendes, kongeniales Album.

Schon mit seinem letzten Solowerk, dem vor zwei Jahren erschienenen, „Wakin On A Pretty Daze“, gelang dem chillaxten Dude mit den schönen langen Loden und den kleinen Worten der ganz große Lässigkeits-Wurf. Und wenn man bedenkt, wie hoch im Kurs dessen Vorgänger, „Smoke Ring For My Halo“, bei Indie- und Lo-Fi-Auskennern und Kritikern steht, wird langsam gewahr, wie das zukünftig abgeht auf der Plattenbörse und im -laden, wie ehrfürchtig diese und jene Originalpressung eines Vile-Albums auf heiligem Vinyl von einer wissenden Hand in die nächste gleitet.

„b’lieve i’m goin down“ ist bis hierhin Kurt Viles absoluter Zenit. Schon auf „Pretty Daze“ regierten diese unvergleichlichen, mantraartigen und entschleunigten Folk-Rock-Roadtrips, die – ganz unprätentiös und herrlich simpel gehalten – um ein Vielfaches tagträumerischer wirkten, als alle Dream-Pop-Bands der letzten Jahre zusammen.

Eine erstaunliche Parallele öffnet sich da zu einem anderen derzeitigen Überflieger: Wie Kendrick Lamar hat es Kurt Vile vollbracht, einen persönlichen Meilenstein und Jahrgangsbesten beim nächsten Versuch zu übertreffen. Dabei zerbrechen die meisten erfahrungsgemäß an der Bürde Bestnotenalbum. Sowohl Lamar, als auch Vile haben sich von einem Gipfel ihres kreativen Schaffens auf einen höheren geschwungen und stehen jetzt mit jeweils zwei Alben da, die, wenn sich in Zukunft der ganze Staub der Retrospektive auf unsere jetzige Zeit gelegt haben wird, wenn Tinder, die tragische Miley Cyrus und Netflix eine seltsame und vergangene Ära gebildet haben, als musikalische Glanzpunkte der Zehnerjahre genannt werden. Für immer.

In dieser Levi’s-Video-Reihe erzählt Vile ganz lakonisch, er hoffe und glaube, dass er sich stetig weiterentwickle und jetzt ein besserer Songschreiber denn je sei. Aber Hallo. Im Gegensatz zum taghellen feeling von „Pretty Daze“ hat „b’lieve i’m goin down“ einen wonnig zur Ruhe gekommenen night vibe. Teilweise in der, im Stoner Rock als Studio-Mekka bekannten, Rancho De La Luna in Joshua Tree aufgenommen, wabert ein tiefenbassiger Geist durch dieses Prachtstück eines Albums.

Ein nicht betrunkener, aber das Feierabendbier gut verdaut habender Spirit durchzieht die alten Gitarren, die Vintage-Keyboards, das großartige, nur einmal zum Einsatz kommende, wüstenstaubtrockene Banjo.

Philadelphias Indie-Ikone bleibt wer er ist, schon seit den Zeiten als er noch War On Drugs-Gitarrist war: der lässigste Dude im Rock. Da kann man jetzt gerne die einzelnen Perlen herauspicken und sich die Finger wund schreiben, was an „Pretty Pimpin“, „I’m An Outlaw“, „Dust Bunnies“, „Life Like This“, „Lost My Head There“ und „Wild Imagination“ so inkommensurabel stark ist, man kann aber auch einfach, wie der olle Kurt, sich zurücklehnen und die Musik sprechen lassen.

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