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Mir ist Kontrolle schon wichtig – Robert DeLong im Interview

Robert DeLong ist ein Unikat in der großen weiten Welt des Pop. Der Elektro-Nerd aus Washington ist, wie viele seiner Branchenkollegen, ein Eigenbrötler. Das allein macht den guten Robert also noch nicht zu etwas Besonderem. Erlebt man den Musiker aber einmal live auf der Bühne, wird schnell klar, warum in der Szene immer mehr Leute große Augen machen, wenn sie mit dem Namen Robert DeLong konfrontiert werden.

Der passionierte Science-Fiction-Fan macht sich nämlich nur wenig aus herkömmlichen Instrumenten. Viel lieber experimentiert er auf der Bühne rum. Und das mit tonnenweise Keys, Drums, Bildschirmen, Pads, Pedals, Joysticks und Wii-Controllern. Mit “In The Cards” hat Robert DeLong nun sein zweites Album am Start; ein Werk, mit dem der Ausnahmekünstler noch einen weiteren Schritt voran in digitale Welten prescht. Wir holten uns den begehrten Soundtüftler ans Telefon und plauderten mit ihm über sein neues Album, abgefahrene Live-Hilfsmittel und den Drang nach Kontrolle.

MusikBlog: Hi Robert. Bevor wir uns über das Live-Phänomen Robert DeLong unterhalten, würde mich erst einmal grundsätzliches interessieren. Du bist ja eigentlich durch Prog- und Punkklänge zur Musik gestoßen. Wie kommt es, dass ich jetzt mit einem der derzeit begehrtesten Elektro-Künstler dieses Planeten telefoniere?

Robert DeLong: (lacht) Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Ich bin mit 18 nach Los Angeles gezogen und habe dort in einigen Garagenbands Schlagzeug gespielt. Das lief eigentlich auch ganz gut, auch wenn nicht sonderlich viel dabei hängen blieb. Irgendwann habe ich mich neben dem Schlagzeugspielen immer mehr für die Produktion von Songs interessiert. So lernte ich innerhalb ziemlich kurzer Zeit relativ viele elektronische Geräte und Instrumente kennen, die mich neugierig machten. Dann wollte ich natürlich wissen, wo all diese Dinge zum Einsatz kommen. Also besuchte ich einige Raves und Elektro-Partys. Danach war es dann um mich geschehen.

MusikBlog: im Jahr 2013 hast du dein Debütalbum “Just Movement” veröffentlicht.  Danach warst du knapp zwei Jahre fast ununterbrochen unterwegs. Für einen Elektro-Künstler eine doch eher ungewöhnlich lange Zeit. Man sagt der Branche ja nach, dass ihre Mitwirkenden lieber daheim an neuen Sounds tüfteln, als sich live auszutoben. Du bist da aus einem anderen Holz geschnitzt?

Robert DeLong: Auf jeden Fall. Ich liebe es live zu spielen. Das ist es, was mich und meine Musik ausmacht. Diese Dynamik, die sich während eines Konzerts entwickelt, kann man nur sehr schwer im Studio einfangen. Wir geben uns zwar alle redlich Mühe. Aber es ist wirklich schwierig.

MusikBlog: Wie nah kommt der Inhalt deines neuen Albums “In The Cards” an die Live-Energie deiner Shows heran?

Robert DeLong: Ich denke, dass der Weg dorthin immer kürzer wird. Diesmal habe ich weniger das Gesamtbild im Kopf gehabt. Es ging mir mehr um die einzelnen Songs. Ich wollte Achterbahnfahrten erschaffen. Es sollte auf und ab gehen. Das war mein Ziel, als ich mich mit der Produktion des Albums beschäftigt habe. Mir war es wichtig, musikalische Geschichten zu erzählen. Und ich glaube, das ist mir auch ganz gut gelungen.

MusikBlog: Lass uns noch einmal auf die Live-Situation zurückkommen. Als ich das erste Mal ein Live-Video von dir sah, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ich sah Keyboards, zwei Drumsets, Pads, Pedals, jede Menge Joysticks und sogar einen Wii-Controller. Warst du schon immer mit einem derartig ausgefallenen Set unterwegs?

Robert DeLong: Nein. Zu Beginn hatte ich kaum Instrumente auf der Bühne. Das wurde erst mit der Zeit mehr. Mittlerweile würde ich von einem nahezu perfekten Set sprechen. (lacht) Aber wer weiß? Es gibt noch so viele spannende Utensilien da draußen, die man live mit einbinden könnte. Gut möglich, dass da mittelfristig noch mehr mit einbezogen wird. (lacht)

MusikBlog: Allein der Soundcheck muss bei dir doch Stunden dauern.

Robert DeLong. Naja, ganz so lange dauert es nicht.

MusikBlog: Ist das nicht Stress pur?

Robert DeLong: Es gibt sicherlich gemütlichere Phasen auf Tour, als die Zeit während des Soundchecks. Da muss die Konzentration natürlich extrem hoch sein. Wenn ein Kabel nicht richtig funktioniert, dann kann es schnell zu einer Kettenreaktion kommen. Das will ich natürlich stets vermeiden. Also bin ich während dieser Zeit besonders fokussiert. Das ist manchmal auch stressig, keine Frage. Aber wenn die Show dann beginnt, und alles reibungslos funktioniert, ist der Stress schnell wieder vergessen.

MusikBlog: Hast du eigentlich ein paar helfende Hände um dich herum, die dich bei dem ganzen Prozedere ein bisschen unterstützen? Oder kümmerst du dich allein um alles?

Robert DeLong: Ich bin schon bemüht so viel es geht alleine zu bewerkstelligen. Aber klar, hin und wieder brauche ich auch mal jemanden, der mich unterstützt.  Grundsätzlich fahre ich aber den Kurs: Selbst ist der Mann. (lacht)

MusikBlog: Klingt nach einem Kontrollfreak.

Robert DeLong: Mir ist Kontrolle schon wichtig. Ich meine, es ist meine Musik, es sind meine Songs und es ist mein Set. Da will man dann schon den Überblick behalten. Aber, wie gesagt, ich bin auch nicht der Typ, der generell jedem Handschlag aus dem Weg geht. Es muss halt passen. Und es muss vor allem von Nöten sein. Und zwar so richtig. (lacht) Was ich alleine machen kann, mache ich auch lieber alleine. Da bin ich schon etwas festgefahren.

MusikBlog: Wann kann man deine Live-Künste demnächst mal in Deutschland bewundern? Wirst du mit dem neuen Album auch hierzulande touren?

Robert DeLong: Wir arbeiten daran. Ich werde im Oktober kurz in Berlin sein. Aber eine richtige Tour wird mich in diesem Jahr leider nicht mehr nach Deutschland führen.

MusikBlog: Dann aber nächstes Jahr, oder?

Robert DeLong: Ich hoffe, dass wir fürs Frühjahr 2016 einige Shows arrangieren können. Das wäre super. Aber versprechen kann ich leider noch nichts.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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