Mit „Multi-Love“ gelang dem Unknown Mortal Orchestra vor ein paar Monaten ihr bisher stärkster Wurf. Statt wie bisher Dream-Pop, den man im Schneidersitz tiefenentspannt über sich ergehen lassen konnte, grooved Ruban Nielson nun Psychedelic-Pop, der R’n’B, der Funk, der Soul kann und betanzt werden will.

Beste Voraussetzungen im ausverkauften Lido der Melodie-Liebe zu frönen. Und auch wenn dieser Abend insgesamt eine gelungene feel-good-night war, müssen wir mal zwei Dinge ansprechen, Berlin:

Erstens, wenn vor ausverkauftem Haus eine eher die Musik sprechen lassende und an Statements karge Band nach dem zweiten Lied bereits meint, auffordern zu müssen „come closer!“, ist das leicht seltsam.

Und tatsächlich, selten habe ich eine rappelvolle Hütte erlebt, in der man vorne so geräumig verortet war und in der es hinten so eng zuging. Zweitens, virtuelle Kommunikationspartner am Smartphone und echte am Tresen, sowie der schnelle Zugriff auf den nächsten Drink waren einem nicht unerheblichen Teil des Publikums an diesem Abend genauso wichtig wie die Darbietung des Unknown Mortal Orchestras selbst.

Ist das die gefürchtete Berliner Ober-Hipsterness, die Spezifik dieses Sounds oder macht man das heutzutage so, Abstand halten zu etwas, das man gern hat? Nicht weniger irritierend kam hinzu, dass Ruban Nielson und sein Team mit Zugabe auf rund 70 Live-Minuten kamen, und keine Seele empfand das als unpassend.

Berlin: die haben drei Alben und keine Zweieinhalb-minüter, die dürfen ruhig das ungeschriebene Gesetzt der 90 Minuten ableisten, wenn sie gefeiert werden wollen. Solche Tendenzen bei Konzerten finde ich bedenklich:

Geringe Aufmerksamkeitsspanne und keinerlei Wille, für Nähe enge in Kauf zu nehmen. Das ist mir einfach zu cool, aber wie gesagt, vielleicht ist das diese Art der Musik oder aber der Typus Großstädter, der das hört.

Die Darbietung an sich jedenfalls war beeindruckend umgesetzt, wenn auch zu kurz, mit viel Seele, mit viel Gefühl, groovte und schunkelte es durch den schönen Saal, Nielson mochte das kuschelige rote Licht so sehr, dass der Lichtmeister gegen Ende es einfach dabei belassen konnte. Unknown Mortal Orchestra sind live ein richtiger Batterieauflader, fordert nichts und gibt viel.

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