„Hallo, Redaktion? Hört mich keiner? Noch irgendwer da? Ich hab‘ doch gesagt, Folk-Pop und so, ist nicht so mein Ding. Hallo!? …“

Ok, manchmal verlangen die Rezensionsgötter von einem, auch mal über den Schatten des eigenen Musikgeschmacks zu springen. Möglicherweise hatten sie den Tipp vom großen kosmischen Interviewkoordinator, denn Andreas Moe saß mir auch schon mal zum Interview gegenüber und zeigte sich dabei als recht sympathischer, charmanter Zeitgenosse. Und mit diesen beiden Adjektiven liegt man auch bei seinem Debut-Album „Before The Rumble Comes“ nicht so ganz falsch.

Dazu kann der 27-jährige Schwede allerdings auch noch ein paar andere Sachen in die Waagschale werfen. So zum Beispiel, dass er ein gefragter Sessiongitarrist ist (auch im härteren Bereich), erfolgreich schon für andere Musiker Songs geschrieben hat, und dass er über eine ziemlich flexible Stimme verfügt, die ihn als Gastsänger auf Tracks von Avicii und John De Sohn auch in die Charts brachte. Für Qualität wäre also schon mal gesorgt.

Nachdem er sich als Solo-Musiker in den letzten Jahren schon mit diversen EP’s einen Namen machen konnte, geht er mit „Before The Rumble Comes“ jetzt erstmals über die volle Distanz von dreizehn Songs. Stilistisch liegt das Ganze, wie erwähnt, im Bereich Folk-Pop. Dementsprechend bietet auch das Instrumentarium gern mal Banjo, Mandolinen, Flöten, Streichern und natürlich Akustikgitarren.

Auf alle Fälle kann man Moe bescheinigen, dass seine Songs aufrichtig und echt rüberkommen und weit davon entfernt sind, ein kalkulierter, formelhafter Folk-Pop Aufguss zu sein. Immer wieder wartet er mit kleinen Twists im Songwriting, interessanten Arrangement-Ideen und netten Melodieeinfällen auf.

Dabei fließt alles easy und auch ohne größere Scheu vor Radioappeal vor sich hin. Neben seinem Songwriting ist natürlich ein Hauptohrenmerk seine Stimme. Mit ihr leitet Moe geschmeidig und wendig durch die diversen Emotionszustände seiner Songs. Eine weitere Attraktion dabei ist auch seine Fingerfertigkeit auf diversen Saiteninstrumenten. Sein Talent für catchige Refrainmelodien wie z.B. bei „Step Down From It“, „Ocean“, „This Year“ oder „Beautiful But Breakable“ lässt sich ebenfalls noch als einer von Andreas Moe’s Aktivposten verbuchen.

Unter dem Strich kommt das alles sympathisch und nett. Und Moe steuert wahrscheinlich auch eher in Richtung Breitenwirkung als dahin, der nächste zugeraunte Insider-Geheimtipp zu werden. Allerdings fehlt seinen Stücken oft einfach etwas mehr Tiefe. Ein paar Ecken und Kanten. Zutaten, die „Before The Rumble Comes“ mehr Spannung hätten geben können.

„Harmlos“ zieht gerade noch als Wort vorbei. Gut, eine andere Betrachtungsweise wäre, dass seine Songs einfach recht unbekümmert und relativ wolkenlos heiter in die Ohren laufen. Es würde jedenfalls auch nicht wundern, wenn man seinen Songs, wenn es für ihn gut läuft, irgendwann mal in Werbespots oder im Autoradio begegnet. Ist ja auch nix Schlimmes und wäre bei Moe’s Musikalität auch nicht unverdient.

Wie gesagt, stilistisch ist „Before The Rumble Comes“ kein Album für mich. Aber wem es gegeben ist, leichtfüssigen Folk-Pop zu mögen, der wird mit dem Album definitiv nicht schlecht bedient sein.

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