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Dave Gahan And Soulsavers – Angels And Ghosts

Als die Soulsavers vor drei Jahren „The Light The Dead See“ ausschließlich mit Dave Gahan am Mikro einspielten, hatten Rich Marin und Ian Glover trotz Marketing-Understatement einen Volltreffer gelandet, der es in der Depeche Mode Home-Base Deutschland bis auf Platz zwölf der Charts schaffte. Der emotionale Vortrag Gahans beeindruckte zwischen Gospelchören und Streicherteppichen mit derartig, sicher auch auf die Eindrücke auf seiner Reise als Grenzgänger zwischen Leben und Tod zurückzuführender, spiritueller Tiefe, dass diese Aufnahmen nicht nur für MusikBlog die bis dahin gelungenste Veröffentlichung des Mannes aus Essex ohne seine Stamm-Band war.

Jetzt kommt es unter „Dave Gahan & Soulsavers“ zum Rückspiel zwischen ihm und dem britischen Produzenten-Duo, diesmal auf Sony – Erfolg macht eben sexy. Die „Angels & Ghosts“ beinhaltenden Stücke wurden gemeinsam geschrieben und korrespondierten während des Produktionsprozesses zwischen dem Studio von Gahan in New York und dem von Machin in Stoke-On-Trend über den Atlantik hinweg, weitere Musiker an diversen Aufnahmeorten, verteilt über den Globus, waren zusätzlich involviert.

Die Platte schafft es, genau dort anzusetzen, wo der Vorgänger aufhörte: dicke Orgeln, glasklare Gitarren, opulentes Orchesterwerk finden genauso ihren Platz wie dezent arrangierte Songs, begleitet von harmonischem Chorgesang. Vor allen ist es aber wieder die omnipräsente Stimme Dave Gahans, der sich bei seinem Vortrag heftig austobt, dabei von inbrünstig über zerbrechlich bis episch variiert und den Grundtenor der Platte, Glaube-Liebe-Hoffnung, auf das Trefflichste in Szene setzt.

Dabei gibt es bei aller grundständigen Melancholie ausreichend Amplituden, beim Packen der glühenden Blues-Wurzel (die er seit „I Feel You“ auch nicht wirklich aus der Hand gegeben hat) im Opener „Shine“ oder bei „Don`t Cry“, beim wie ein Road-Movie durchstartenden und bereits im Vorfeld veröffentlichten „All Of This And Nothing” oder im spooky aus den Boxen huschenden „Tempted“, welches durchaus Affinitäten zu Nick Caves letztem Studioalbum aufweist.

Engel und Geister sehen während „One Thing“ durchs Fenster, sanft steigert sich „You Owe Me“ zur souligen Messe, gebremste Diesseitigkeit gibt es während „The Last Time“ zu erleben. Man darf beim unpeinlichsten Kuschel-Rock Beitrag des letzten Jahrzehnts, „Lately“, ruhig seinen Schatz in die Arme nehmen, den Schwur „Lets stay togheter, leave this world behind“ erneuern und dabei sanft mit Dave sowie seinen weiblichen Co-Stimmen zum Klang von Trompete und Cello in die Nacht schweben.

Wenn das Outro „My Sun“ mit seinen Ry Cooder und Ennio Morricone Avancen das Album schließt, bleibt festzustellen: den Herren ist wieder ein herausragendes Album gelungen, welches trotz der versteckt brodelnden Unruhe harmonisch in sich zu ruhen scheint und ein warmer Begleiter durch den Herbst ist – und vielleicht sogar im trüben November die eine oder andere Seele rettet.

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