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Hurts – Surrender

Der Manchester-Zweier Hurts rudert seit 2010 durch das Fahrwasser des Musik-Business und fuhr bisher reichlich Edelmetall ein. Ihr Debut „Happiness“ bekam Doppel-Platin, der Nachfolger „Exile“ Gold, mit „Surrender“ lassen Theo Hutchcraft und Adam Anderson jetzt ihr drittes Boot vom Stapel laufen.

Nach dem klaren, 80er-orientierten Synthie-Sound auf dem Erstling färbte sich der Klang des Zweitwerks nicht nur durch verstärkten Gitarren-Einsatz dunkler. Eine Aura, die laut den Musikern mit den korrekten Scheiteln und dem Bryan Ferry Dresscode, Folge von angestauter negativer Energie, verursacht durch das exzessive Touren zwischen den ersten beiden Platten verursacht wurde.

Dato soll alles aufgeräumter klingen. Die Inspiration für die neuen Stücke holten sie sich im beschaulichen Montreux, aufgenommen wurde schwerpunktmäßig in Los Angeles, dessen oxidierender Glanz sich auf den Tracks widerspiegeln soll.

Das Titelstück zum Einstieg klingt eher bedrückt, ein Frauenchor wiederholt im Gospel-Stil über eine Minute „Surrender“ und lässt rätseln, welcher Konzeption der Rest der Platte folgen wird. Vielleicht der, dass Hurts zumindest auf den folgenden beiden Tracks die episch-schicke Breite ihres Sounds aufgegeben haben, denn im Disco-Beat von „Some Kind Of Heaven“ und in der Zeitgeist-Pop Nummer „Why?“ verwässern die Melodien von leicht zu seicht, die Stücke stranden im Nirvana zwischen Years & Years und Bastille.

Über„Lights“ glitzert der Groove dagegen souverän wie einst der Lidschatten von Prince zu dessen besten Zeiten. Der Song zeigt, dass die Herren durchaus in der Lage sind, den ganz großen Club-Treffer zu landen. Will man den aber vom Pop-Noir Duo? Trafen sie den Musikfreund nicht eher mit den großen Emotionen von „Stay“ und „Wonderful Life“ ins Herz?

Davon gibt es etwas auf der aktuellen Single „Rolling Stone“, in der sich aus dramatische Streichern die glasklare Stimme Hutchcrafts schält, ein sanfter Background begleitet die Story, über den Refrain quietscht ein einsames Gitarren-Solo, wie es uns zusammen mit einem ergreifenden Text und einer traurigen Melodie gern bei Dagobert begegnet. Mehr davon dann in im Album-Highlight „Wings“ – der Song schraubt sich hymnisch in die Höhe und fleht “Wrap your wings around my body” – Hurts sind hier in Bestform, während das ähnlich konstruierte „Wish“ insgesamt schon wieder zu zuckrig ausfällt.

Am Schluss der Deluxe-Version gibt es dann doch noch den Bogen zum Intro: in „Policewoman“ gibt es wieder Semi-Gospel, dazu ein überraschend kurioses Ende. Wenn die darin beschriebene Gänsehaut in Erwartung einer Polizistin ein versteckter Hinweis auf einen Uniform-Fetish sein sollte, werden die diesbezüglich gern offen plaudernden Gropienizer das vielleicht der Boulevard-Presse verraten, wie unlängst ihre amourösen Abenteuer in Osteuropa dem ShortList-Magazin.

„Nothing will be better than us“ heißt es im Stück auf „Surrender“. Das Album hat viele schöne Momente, es rechtfertigt diese Aussage diesmal jedoch nicht. Das ist kein Grund zum Aufgeben; um ihrem Anspruch gerecht zu werden, müssen sich die Jungs auf dem nächsten Album aber etwas kräftiger in die Riemen legen.

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