MusikBlog - Entdecke neue Musik

Essaie Pas – Demain Est Une Autre Nuit

Kontinuierlich finden Death From Above Records diese beachtenswerten Rohdiamanten elektronischer Independent-Musik. Und während die Blogosphäre langsam heiß läuft über die angekündigte LCD Soundsystem Reunion samt Albumankündigung des DFA-Records-Gründer James Murphy, taucht hier dieses spröde, unterkühlte und nichtsdestotrotz faszinierende frankokanadische Duo des Synthie-Pop auf.

Marie Davidson und Pierre Guerineau aus Montreal sind Essaie Pas (Lass Es oder Versuch Es Nicht) und hatten es mit ihrem Underground-Debüt „Nuit De Noce“ (etwa: Nacht-Hochzeit) von 2013 vollbracht, die Aufmerksamkeit des Indie-Schwergewichts aus dem Big Apple zu ergattern. Nun könnten Essaie Pas mit „Demain Est Une Autre Nuit“ (ungefähr: Morgen ist eine weitere Nacht) auch außerhalb Montreals und absoluter Expertenkreise New Yorks Gesprächsstoff werden.

Passt ins Berghain wie Arsch auf Eimer. Denn Essaie Pas verströhmen kalt-nebligen, dystopischen Synthie-Futurismus, wie er mal zu Beginn der Achtziger leicht en vogue war, und sich zur Zeit wieder reger Renaissance erfreut in den clubgewordenen Industriebrachen der europäischen Großstädte.

Als wären sie Giorgio Moroders alter Synthies habhaft geworden, gluckern die Beats und zischen die Sounds eine Darkwave Disco zusammen, die manches Mal stark an DAF erinnert, jene Dystopie-Futuristen, denen man nie angemerkt hat, wie viel Spaß sie eigentlich hatten.

Auch Davidson und Guerineau geizen hübsch mit Emotionen. Futuristisch tonales Gewimmel muss reichen. Und das tut es auch, auf einem Album mit mehrheitlich gelungenen Industrial-Spielereien. Da tanzt man tatsächlich lässig den Untergang. Erlangen die schwarzen Flohmarkt-Plateauschuhe und das peinliche Netzhemd aus den Love-Parade-Zeiten plötzliche gentrifizierte Aufwertung.

Vielleicht für die Heavy Rotation zuviel Avantgardistentum, außer für den nicht vor 2013 nach Nordneukölln gezogenen Egozentriker, dennoch ist „Demain Est Une Autre Nuit“ eine gelungene Synthe-Überraschung voller kreativer Kälte und No-Future-Stimmungen, die man in Abstand haltenden Dosen gern mal einnimmt. Das Problem mit diesem Spezialgenre scheint indes zu bleiben, dass sich eine überschwängliche Begeisterung aus systemimmanenten Gründen verbietet.

Facebook
Twitter

Eine Antwort

  1. als ich DAF lass war ich natürlich sofort hell hörig, daran erinnert es mich zwar nicht, ich denke eher an devo oder anne clark, macht aufjedenfall ordentlich laune

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke