Aus den tristen Ecken Glasgows erhebt sich eine Stimme der Verzweiflung. Sie röhrt wie die eines abgehalfterten Punkrockers. Kratzig und kantig schneidet sich das Organ systematisch durch die Atmosphäre. Es ist die Stimme von Pat Hynes, seines Zeichens Sänger und Aushängeschild der schottischen Post-Punk-Shoegaze-Indie-Rock-Newcomer Holy Esque.
Mit seinem außergewöhnlichen Tremolo präsentiert sich Hynes wie das vermeintlich schwarze Schaf auf der internationalen Singsang-Weide. Eingebettet in Rotz und Galle schluchzt sich das Ausnahmetalent die Seele aus dem Leib. Es geht um Selbstzweifel, Angst, Liebe, Religion und den ewigen Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Ihm zur Seite stellen sich drei Kollegen, die mit wabernden Gitarren, flirrenden Keyboard-Themen und mit viel Hall versetzten Drums die perfekte Begleitmusik auftischen.
Bereits das erste Drittel des Debütalbums “At Hope’s Ravine” weist den Großteil der ähnlich gestrickten Konkurrenz in die Grenzen. Songs wie “Prism”, “Rose”, “Hexx” und “Covenant”: sie alle hüpfen wie unbeschwerte Kindergartenkinder kurz vor dem Pathos-Abgrund hin und her. Die Angst vor dem Absturz brodelt unter der Oberfläche. Panik? Keineswegs. Der Umgang mit ihr wird gefeiert.
Musikalisch angelehnt an die dunklen Großtaten von Bands wie The National, Interpol und Echo & The Bunnymen beeindruckt auch der Rest des Albums. Das urbane “Doll House”, das rockig treibende “Tear” oder das sich steigernde Titeltrack-Finale: “At Hope’s Ravine” ist der klanggewordene letzte Seufzer des Winters.
Dunkel, düster und dennoch voller Wärme: Holy Esque servieren uns den perfekten musikalischen Jahreszeitenübergang auf dem Silbertablett. Jetzt kann der Winter seine Sachen packen und Platz machen für jede Menge neues Grün. Dafür senden wir einen dankbaren Gruß in Richtung Insel. Applaus, Applaus!