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Allen Stone – Radius

Allen Stone, weiß, Jahrgang 1987, Pastorensohn, zwischenzeitlich musikalische Gallionsfigur der mittlerweile deutlich abgeebbten Occupy-Bewegung, selbsternannter „Hippie mit Soul“, leidenschaftlicher Träger ausgefallener Brillenmodelle – veröffentlichte letzten Sommer sein drittes, ziemlich mediokres Studioalbum namens „Radius“. Nicht einmal ein Jahr danach erscheint eine Neuauflage dieser Platte, ergänzt um sieben ziemlich mediokre Bonustracks.

Stone bleibt dabei seinem Credo treu: Unbedingt echt muss die Sonnenschein-Melange aus Pop, Soul, Funk und Gospel sein. Apropos Gospel: Dieser Einfluss hat ganz sicher mit der Sozialisation in der Kirchenmusik zu tun. Die gemeinen Quellen des weltweiten Internets bescheinigen dem 28-jährigen aus Washington bereits im Alter von drei Jahren, in der Gemeinde seines Vaters gesungen zu haben und mit 14 Leiter des dortigen Worship-Chors gewesen zu sein. Erst danach habe Stone auch die kommerzielle Soulmusik entdeckt und lieben gelernt. Ganz besonders: Stevie Wonder.

So „handmade“, wie Allen Stone in Bezug auf sein Vorbild „Wonder“ gerne tut, ist seine Musik allerdings nicht. Zahlreiche Produzenten haben ihm ganz schön unechte Beats und Funk-Bässe unter seine fluffigen Songs produziert, sowohl bei den 15 Orginaltracks, als auch bei den sechs bislang ungehörten Songs, die vermutlich erst einmal als Ausschussware galten (der siebte Bonustrack ist eine Alternativversion von „Freedom“, das bereits vor einem Jahr erschien).

„Pressure“ ist einer der Neuen, und hat deutlich mehr mit einer Jamiroquai B-Seite gemein, als mit der Soul-Pop-Ikone Wonder. B-Seite deshalb, weil „Radius“ allgemein viel zu überzuckert daher kommt. Und das geht schwer mit der vermeintlichen Ernsthaftigkeit zusammen, die Allen Stone für sich und seine Texte reklamiert. Wobei er sich, “Freedom“, “Love” und “A Perfect World” wünscht, die Suggestivfragen “What good is my microphone if I don’t really sing?/ What good is my music if it ain’t really me?” stellt und schließlich bei allgemeingültigen Plattitüden wie „The Weekend is a wonderful time“ landet.

Der von alternativer Musik geprägte Ami bezeichnet eine solche Sound-Text-Kombination gern als „so mellow“. Die deutsche Übersetzung steht dabei nicht nur für „mild“ und „weich“, sondern auch für „mürbe“. Und das ist wohl das zutreffendste Vokabular für die selbstgefällige und weichgespülte „Realness“ – sie zermürbt die, die sich ihrer aussetzen.

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