Kündigen die Pet Shop Boys ein neues Album an, ist sicher, dass Neil Tennant und Chris Lowe wieder grandios zeitloses Material abliefern werden. Unsicher ist nur, in welche Richtung das Soundbarometer ausschlagen wird, ähnelte doch in den letzten Jahrzehnten selten eine der zwölf Platten dem Vorgänger.

So variantenreich ihre Songs, so unterschiedlich färbte deren Klangkonstrukt die Stimmung vom jeweiligen Album. Auf der Suche nach dem perfekten Popsong änderten die beiden Pet Shop Boys von Platte zu Platte ihren Arbeitsansatz. Es gab puren Pop auf „Very“, Gitarrenlastiges auf „Release“, Orchestrales auf „Fundamental“, und alles trug unverwechselbar die Handschrift vom britischen Duo.

2013 kam es zur Zusammenarbeit mit dem Madonna und Killers Produzenten Stuart Price, das Album „Electric“ geriet nach dem selbstreflektierenden “Elysium” deutlich tanzorientierter. Üblicherweise schaltet der Nachfolger einen Gang runter, diesmal bleibt der Fuß auf dem Gas. Wieder in Kooperation mit Price baut „Super“ auf das „Electric“-Fundament ein weiteres Dancefloor-Stockwerk.

Der Opener „Happiness“ mit seinem initialen Kraftwerk-Minimalismus übernimmt die Warm-up Funktion, bevor die Single „The Pop Kids“, dem typischsten und vielleicht besten Stück der Platte, die Rhythmus-Rakete zündet. Klare Beats bilden den Rahmen, die rhythmische Eleganz überzeugt mit der von schnörkelloser Sachlichkeit. Dazu gibt es formidable Neil Tennant Lyrik, die seit jeher die Songs tiefsinnig begleitet und deren Tonlage den synthetischen Klängen Emotionen einhaucht.

Auch „Twenty-something“ und „Groovy“ mit ihren Keyboard-Fanfaren haben einen hohen Wiedererkennungsfaktor im mittleren Drehzahlbereich, während an anderer Stelle die Schlagzahl erhöht wird. So ist „Inner Sanctum“ das Brett für die elegante Kühle einer Großraum-Discothek, welches locker mit den hymnischen Krachern aktueller Protagonisten der DJ-Kanzel mithält.

Es weht 80er Nostalgie durch „Undertow“, viel mehr davon durch „Burn“ während neunziger-orientierte House-Beats in „Say It To Me“ zum Einsatz kommen. Dabei geraten die Pet Shop Boys nicht in Verdacht, dem Glanz vergangener Tage nachzujagen. Viel mehr arrangieren sie aus Bewährtem, in Verbindung mit elektronischen Zeitgeist-Komponenten, Songs ohne jegliches Verfallsdatum.

Auch die gedrosselten Stücke überzeugen. Im Soft-Laibach Stil marschiert „The Dictator Decides“ ein, getragene Streicher leiten den vertonten Staatsakt ein, der vom Wunsch eines Despoten vom Sturz durch sein Volk erzählt.

„Sad Robot World“, die „Ballade“ der Platte, könnte der Soundtrack für eine Erdumrundung in einer Raumkapsel sein.

So wie “Into Thin Air” am Ende prickelt, dürften sich die Pet Shop Boys auch beim Einspielen von “Super” amüsiert haben. Wem das zu leicht ausgefallen ist, der sollte sich die nächste Runde vormerken. Das dritte Album in Zusammenarbeit mit Stuart Price soll melancholischer ausfallen.

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