Die texanischen Klangmaler von Explosions In The Sky zählen seit 17 Jahren zur Speerspitze dessen, was sich Postrock nennt. Ein unglücklicher Terminus, wie alles was mit „Post-Something“ umschrieben ist und eigentlich zum Ausdruck bringen soll, dass nach dem klassischen Rock noch was kommen musste, um ihn von seiner Schnodderigkeit zu befreien.

Es ist ein Genre, das Erhabenheit und künstlerische Freigeistigkeit für sich beansprucht, aber viel zu oft in Repetition ersäuft. Das gilt sowohl für die Songs an sich, als auch für die unzähligen Bands, die sich daran versuchen.

Explosions In The Sky ragten schon immer aus dieser mäandernden Masse hervor und wagen mit „The Wilderness“ jetzt auch intern den Ausbruch aus ihren etablierten Schablonen. Eine kosmische Elektronik hat Einzug erhalten und pinselt neue Farben auf die ausgelatschten Soundscapes.

Eine üppigere Orchestrierung mit klassischen Instrumenten ersetzt das altbewährte Laut-Leise-Schema. Brachiale Wutausbrüche waren gestern. In „Logic Of A Dream“ ist sogar eine Harfe zu vernehmen.

Angeblich sind diese Reformen den Soundtrackarbeiten geschuldet, mit denen Explosions In The Sky in den vergangenen fünf Jahren vornehmlich ihre Brötchen verdienten.

Die Vorabsingle „Disintegration Anxiety“ hat sogar Hitcharakter – wahrlich eine Seltenheit in Bezug auf das oft hallern verträumte Kopfkino des Postrocks. Für Gesang können sich Explosions In The Sky aber weiterhin nicht begeistern.

Muss auch nicht sein, wenn die Abstinenz der Sprache so schön substituiert wird. Wunderbar zackige Tremollo-Gitarren nehmen den Hörer an die Hand, schleifen ihn über die hügeligen Beats und berichten beiläufig von ihren Ängsten und Sorgen.

„The Wilderness“ ist ein perfektes Einstiegsalbum in die Welt der sphärisch-instrumentalen Rockmusik, gerade weil es trotz seines breiteren Panoramas nie überladen wirkt und die Songs vielmehr wendig und zielstrebe aus ihrer Deckung kommen, wie die Gazelle aus der titelgebenden Wildnis.

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