Charlie Cunningham wird gerade als der neue britische Singer/Songwriter gehandelt. Begleitete er vor einiger Zeit noch die Mighty Oaks oder Rodgriuez auf Tour, spielt der Gitarrist nun seine eigenen Headline-Shows. Am Freitag diese Woche erscheint mit „Heights“ der dritte Teil seiner EP-Trilogie. Wir trafen Cunningham sprachen mit ihm über Spanien, die Option auf einen Plan B und Folk-Musik.
Musikblog: Nach deiner Zeit in Sevilla, der Hauptstadt des Flamencos, hört man deiner Musik die spanischen Einflüsse an. Wie kam es, dass du dort zwei Jahre verbracht hast?
Charlie Cunningham: Ich wollte eine Zeit lang mal was anderes machen, ein ruhigeres Tempo einlegen. Aber im Vordergrund stand mein Wunsch, die Flamenco-Technik von spanischen Gitarristen zu lernen. Ich hatte ein paar Unterrichtsstunden und bin dann einfach geblieben. Ich habe in einem Hostel gearbeitet und die Nachtschicht übernommen. Die Kultur hat mich unheimlich interessiert.
Musikblog: Wir wollen hier nicht in die Klischee-Kiste greifen, aber mittags Siesta einlegen hatte ja sicher auch seine Vorteile.
Charlie Cunningham: Da hatte ich leider nicht so viel von. Ich habe meistens von 23 Uhr bis 7 Uhr morgens gearbeitet. Das war, auch körperlich, eine krasse Umstellung.
Musikblog: Klingt anstrengend! Wann blieb denn dann noch Zeit für die Gitarre?
Charlie Cunningham: Drei Tage die Woche habe ich gearbeitet, den Rest der Zeit habe ich dann mit Gitarrespielen verbracht.
Musikblog: Auch mal das Tanzbein zum Flamenco geschwungen?
Charlie Cunningham: Nein, ich wäre absolut verloren. Dazu klatschen kriege ich hin, aber ich bin einfach zu reserviert. Typisch Englisch halt. Ich sollte es aber wirklich mal ausprobieren.
Musikblog: Neben den spanischen Einflüssen – welche Gitarristen spielen für dich eine wichtige Rolle?
Charlie Cunningham: Oh, so viele. Wichtig ist mir vor allem, dass sich ihr Stil von anderen unterscheidet, so dass man sofort erkennt, wer spielt.
Musikblog: Das sagt man jetzt ja auch über dich – ziemlich cool, oder?
Charlie Cunningham: Stimmt, jetzt wo du es so sagst. Das ist wirklich ziemlich cool. Ich bin Teil des Clubs!
Musikblog: Fühlst du dich wohl damit, dass deine Musik meistens als „Folk“ kategorisiert wird?
Charlie Cunningham: Hm, schwierig. Alle Genre gehen ja irgendwie in einander über, vermischen sich. „Flamenco Folk“ hat mir bisher am besten gefallen. Aber ich denke, es ist was es ist. Manche Leute stufen Musik einfach zu schnell in Kategorien ein.
Musikblog: Du wirst als der nächste große britische Singer/Songwriter gehandelt. Wie fühlt sich das an?
Charlie Cunningham: Das habe ich gar nicht so mitgekriegt. Es ist aber wirklich schön, dass die Leute zu den Gigs kommen und ich die Gelegenheit habe zu spielen.
Musikblog: Das war bestimmt nicht immer so. Wie bist du durch Zeiten mit schlecht besuchten Konzerten und quatschenden Gästen zurecht gekommen?
Charlie Cunningham: Als Teenager habe ich in einer etwas lauteren, härteren Band gespielt. Da ist wirklich niemand zu den Gigs gekommen. Da gewöhnt man sich dran. Ich habe dann in Bars Gitarre gespielt, mein Job war, in einer Ecke zu sitzen und ein wenig Hintergrundmusik zu machen. Manche Leute hören zu, manche nicht. Manchmal ist es so laut, dass es keinen Unterschied macht, ob du da bist oder nicht. Das hat mir geholfen, damit umzugehen. Es ist aber eigentlich egal, wieviele Leute da sind, Hauptsache sie hören zu.
Musikblog: Das deutsche Publikum hört hoffentlich zu?
Charlie Cunningham: Oh ja, die Deutschen sind ein wirklich ruhiges Publikum.
Musikblog: Hast du einen Plan B, falls deine Musik-Karriere doch ins Wasser fallen sollte?
Charlie Cunningham: Ich sollte mir definitiv einen überlegen. Ich könnte kellnern oder Barmann werden, das hab ich alles schon gemacht. Wahrscheinlich Gitarrenlehrer…
Musikblog: Man sagt ja „Those who can, do. Those who can’t, teach“.
Charlie Cunningham: Ich hab schon einigen Leuten in meiner Zeit hinter der Bar ein paar Akkorde beibringen können. Wahrscheinlich wäre ich gar kein schlechter Lehrer.
Musikblog: Findest du es schwierig, Dinge anders zu machen? Die bärtigen Folkies bevölkern ja gerade die Musikszene.
Charlie Cunningham: Ich versuche, mir da nicht zu viele Gedanken zu machen. Ich konzentriere mich darauf, dass meine Songs später so klingen wie ich es mir vorgestellt habe. Manchmal muss man dann Dinge auch abschließen können, sonst werkelt man für immer daran herum und ist nie zufrieden.
Musikblog: Gibt es konkrete Pläne, die du in nächster Zeit umsetzen willst?
Charlie Cunningham: Definitiv! Bis Ende April würde ich gerne mein Album fertig stellen. Momentan bin ich einfach in Tour-Modus, aber wenn ich zurück nach London komme, wird der Songwriting-Modus einsetzen.
Musikblog: Vielen Dank für das Interview.