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Imarhan – Imarhan

Imarhan: Die, die mir etwas bedeuten/um die ich mich kümmere. Tamahaq, die Sprache der Tuareg, hat die Fähigkeit, vieles mit einem Wort auf den Punkt zu bringen. Dies, und nicht zuletzt der nomadische Lebensstil des Berbervolks, das überall in der Sahara und der Sahelzone beheimatet scheint, machen dieses Volk so prädestiniert für weiten, die Welt atmenden Blues.

Im Global-Pop kennt der ein oder andere Tinariwen oder Mdou Moctar. Das durch sie aufgekommene Genre Tuareg-Blues ist als aus der Wüste kommende Musik wesentlich treffender mit Desert-Rock zu etikettieren als die Stoner-Varianten kalifornischer Hardrock Bands. Und seit Dan Auerbach von den Black Keys oder The Arcs einem gewissen Omara Moctar als Produzent zur Seite stand, kennt man mit dem fabelhaften Blues Rocker Bombino auch eine neue Generation an Tuareg Musikern.

Mit Bombinos erst kürzlich erschienenen, feinen Album „Azel“ und dem nun dank City Slang vorliegenden Debüt Imarhans, könnte man fast schon einen kleinen blühenden Musikfrühling in der kargen algerischen Wüstenlandschaft ausmachen.

Imarhan kommen allesamt aus der Oasenstadt Tamanrasset, ganz im Süden Algeriens. Eine Welt, die mit den Trendvierteln Londons, Paris’ oder Berlins so viel gemein hat, wie Mike Tyson etwas auf einem Schachturnier zu suchen hat.

Imarhan, das sind Iyad Moussa Ben Abderahmane aka Sadam, Tahar Khaldi, Hicham Bouhasse, Haiballah Akhamouk und Abdelkader Ourzig. Sadam ist sogar Cousin eines der Tinariwen-Mitglieder.

Imarhan ist aber zuallererst ganz formidable, zeitlos schöne World Music. Nicht so rockig wie Bombino, nicht so spirituell wie Mdou Moctar. Ausdifferenzierter präsentiert das Quintett auf ihrem selbstbetiteltem Debüt eine Palette aus karger und voller, aus lauter und leiser, aus rockender und behutsamer Instrumentierung.

Das Album ist als Einheit zu verstehen und am Stück am besten konsumierbar. Highlights, einen Single-Hit gar, kennt „Imarhan“ nicht. Wovon dieses Album umso mehr versteht, ist den Zauber, den nur Musik so schön zu ermöglichen weiß, einzulösen: Entrückung, Mitnahme, in eine andere Welt. Keine vorgezeichnete, keine in festen Bildern eingefangene, sondern eine, die von allein entsteht, beim Zuhören dieser fünf Musiker aus einer fernen Wüstenoase.

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