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Kevin Morby – Singing Saw

Folk-Rock blüht. Ob Laura Marling, Steve Gunn oder der schludrigste Retter des Rock, Kurt Vile: im Bauch des großen Genre-Bootes ist Platz für diverseste Spielarten der zeitlos unaggressiven Intonierung von Geschichten, Stimmungen und Geschehnissen.

Kevin Morby, seit 2013 solo unterwegs, stand bisher eher im Hintergrund. Das könnte sich mit seinem dritten Soloalbum „Singing Saw“ ändern. Wie Vile war auch Morby zunächst Teil verdienter Indie-Kombos: Der ehemalige Bassist der Woods und die eine Hälfte von The Babies, zusammen mit Cassie Ramone von den Vivien Girls, hat sich genug Band-Erfahrung erspielt, um jetzt, mit Ende Zwanzig, als Multiinstrumentalist alles allein zu bewerkstelligen.

Singer/Songwriter-tum trifft hier auf nerdy Understatement. Morby erweitert mit „Singing Saw“ sein Repertoire um das gute alte Piano, laut Promotion, einzig, weil der Vormieter von Morbys aktueller Butze in Los Angeles eines da ließ.

Mit countryesker Feierlichkeit aufgrund der betitelten singenden Säge hat Morbys drittes Album aber nur bedingt zu tun. Sie hält im Titeltrack und vorletzten Song als Metapher her und erklingt in ihrer ergreifenden Zwielichtigkeit als erstes auf dem Werk. Okay, Opener und auch Closer sind durchaus countryesk. Aber durch die hier sehr gelungene Vorführung der Symbiose aus Gitarren- und Piano-Sounds, erschafft Kevin Morby vor allem eines: rudimentären Gospel.

Wie auf dem Titelsong Säge, Synthie, Klampfe und E-Gitarre nebeneinander Platz finden, ohne anzuecken, in hübschen Melancholiechören ihre Auflösung finden und gar noch durch ein Piano in die melodiöse Unendlichkeit entlassen werden, macht überdeutlich: Hier ist feinstes Singer/Songwrier-Handwerk am Start.

„Singing Saw“ ist ein echter Grower. Anfänglich verwechselbar mit eher unspannenden Standardisierungen wie von einem Fraser A. Gorman, gilt es hier Schätze großer Musikalität zu bergen, die sich verstecken und unter Schichten scheinbar aufregungslosem Akkustikgeklampfes ihrer Entdeckung harren.

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