Wir hatten viel Spaß, aber ich musste auch oft weinen – M83 im Interview

M83 veröffentlicht diese Woche sein neues Album „Junk„, das erste Studioalbum nach dem Grammy-nominierten „Hurry Up, We’re Dreaming“ von 2011. Zwischenzeitlich war M83 zwei Jahre lang auf Tour und hat u.a. den Soundtrack für die Filme „Oblivion“ und „You And The Night“ geliefert.

Frontmann Anthony Gonzalez gab uns ein paar Einsichten in die Entstehung der Platte, die französische Sprache und warum er bei den Aufnahmen geweint hat.

Zu „Junk“ sagt Anthony: „Die Platte ist irgendwie sehr eklektisch. Hinter jedem meiner bisherigen Alben steckte ein klares Konzept, aber diesmal ist das nicht so. Ich wollte einfach nur an einer Songkollektion arbeiten, die mich vor die Herausforderung stellt, alle Tracks auf einen gemeinsamen Nenner bringen zu müssen. Ich wollte verschiedene Musikstile vereinen.“. M83 wollte ein Album machen, das tanzbar ist, aber zugleich auch melancholische Momente enthält.

„Junk“ sollte – trotz oder gerade wegen des großen Erfolgs des Vorgängeralbums – anders werden (Anthony: „Es war an der Zeit für mich zu sagen: ‚Fuck off! Ich nehme jetzt ein Album auf, das niemand von mir erwartet.'“). M83 wollte seinen Sound verändern und mit anderen Künstlern arbeiten, so gibt es mehr Kollaborationen als auf allen bisherigen Alben, u.a. mit Susanne Sandfør, Steve Vai und Beck. Wie Gonzalez sagt, auch, um etwas weniger präsent sein und nicht als der Frontmann in Erscheinung treten, weil ihm diese Rolle auf dem letzten Album nicht wirklich gut gefallen hat.

Eine besondere Zusammenarbeit auf dem Album war die mit der französischen Sängerin Mai Lan. Anthony ist ihr per Zufall über den Weg gelaufen und war sehr von ihr beeindruckt: „Unsere Begegnung war ein echter Glücksfall. Sie ist wie ein Chamäleon, kann sich verwandeln und viele verschiedene Rollen spielen. Das finde ich sehr faszinierend, sehr reizvoll und anziehend. Wir hatten viel Spaß zusammen, aber ich habe auch oft weinen müssen. Wir haben gemeinsam ein Duett auf Französisch aufgenommen und ich war so bewegt von ihrer Performance.“

Geweint hat Gonzalez jedoch nicht vor Mai Lan wie er verrät, sondern erst später beim Anhören der Aufnahmen („Niemand will der Typ sein, der in Gegenwart einer Frau rumheult“). Der französische Gesang hat ihn an all die Sängerinnen, die er in seiner Jugend verehrt hat, erinnert. Er löst etwas ganz Spezielles in seinem Herzen aus.

Wie auch schon auf den Vorgängeralben ist die Musik von M83 oft von Melancholie geprägt, wie Gonzalez meint, auf „Junk“ sogar noch mehr als früher: „Einige Stücke sind wesentlich melancholischer als der Rest. Für mich hat die Melancholie sicherlich viel mit der Melodie zu tun, aber darüber hinaus spielen die Sounds auch eine sehr wichtige Rolle.“

Zu dem Sound von „Junk“ sagt er: „Ich liebe diese 80er Sounds mit Chorus und Reverb. In meinen Augen liegt darin auch das Bindeglied zu meinen bisherigen Alben. Das ist einfach mein Sound. Auch wenn ich neue Sachen ausprobiere, will ich natürlich erreichen, dass die Leute erkennen, dass es sich um eine Platte von M83 handelt. Die einzige Möglichkeit, diesen Effekt zu erzielen, liegt darin, dass sich mein ganz persönlicher Sound durch alle Stücke hindurch ziehen muss.“

Anthony Gonzalez, der in der Öffentlichkeit oft sehr schüchtern wirkt, spricht nicht gern über seine Musik und seine Person. Er hasst Fototermine und mag es auch nicht, vorn auf der Bühne zu stehen. Deshalb ist er auch auf seinen Alben und in seinen Videos nie zu sehen. Ganz das Klischee des tüftelnden Keyboard-Nerds also.

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