Vier Jahre sind eine lange Zeit, in der sich manches grundlegend ändern kann. Zog sich Band Of Horses Mastermind Ben Bridwell vormals gern zum Songwriting in die Abgeschiedenheit zurück, passt das aktuell nicht in seine Lebensumstände.
Als Vater von vier Töchtern hat er in dem frauen-dominierten Haushalt seine Schreibgewohnheiten angepasst. Geübt im Erkennen des zur Verfügung stehenden Zeitfensters, formten sich die Stücke des neuen Albums oft bei Anbruch des Morgens in der eigenen Garage. Mit Blick auf die gepflegten Rasenflächen in seiner Nachbarschaft entstand dort alles andere als Daddy-Rock aus dem Hobbykeller.
Ein Rahmen war nie das Format, in den das musikalische Konzept von Band Of Horses passte. Dato machte auch die quirlige erste Single „Casual Party“ klar, dass sich auf langweiligen Klatsch- und Tratsch-Events die Beine in den Bauch zu stehen, nicht ihre Sache ist: „Awful conversation at the casual party“? – nicht mit diesen Herren, die gehören an die frische Luft.
Weite ist die Grundlage, auf der Bridwell und seine Kollegen ihre Soundreisen durch die nordamerikanischen Landschaften bauen, vielschichtige Sounds, auf einem Indie-Folkbett ausgebreitet.
Wenn dem ein oder anderen Ur-Fan auf der letzten „Mirage Rock“ die blauäugige Verträumtheit fehlte, in der die Band vorher driftete und Meilensteine Marke „The Funeral“ setzte, führte dieses den Weg, den die Band als Support von Pearl Jam einläutete, fort: mehr Breite, mehr Power aber eben auch mehr Allgemeinkompatibilität.
„Why Are You OK“ ist bemüht, zwischen dem Vorgänger, „Infinite Arms“und “Everythig All The Time” zu vermitteln. Der Opener „Dull Times/The Moon“ mit seinen satten sieben Minuten Laufzeit gibt die Richtung vor. Die Klampfe schwebt los, langsam reihen sich weitere Klangerzeuger ein, bevor die Akustische gegen die Stromgitarre eingetauscht wird und energische Riffs den Song explodieren lassen.
Von diesem frühen Highlight lässt sich zehren, es kommt Pop in „Solemn Oath“ und „Country Teen“ dazu, triefende Keyboards in der weichschmelzenden Ballade „Hag“. Ein Piano verleiht „Even Still“ ordentlich Pathos.
Das Album haushaltet mit Gefühlen, vermittelt in „Lying Under Oak“ Lebenserfahrung ohne oberlehrerhaft zu wirken, nimmt in „Barrel House“ die Traurigen unter dem Sternenhimmel in die Arme, kommt auf „Hold On Gimme A Sec“ ohne den sonst so prägenden Gesang aus.
Ein kleines Gipfeltreffen gibt es obendrauf. Der straighte Popper „In A Drawer“ begrüßt mit J. Mascis einen prominenten Gast, eine kleine Hommage an die erste Begegnung von Bridwell mit seinem Drummer Tim Meinig, bei welcher angeblich im Hintergrund Dinosaur Jr. lief.
Gemeinsam mit Jason Lytle als Produzenten, ist Band Of Horses ein Album gelungen, dass Fans und Neueinsteiger gleichermaßen befrieden dürfte.