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The Invisible – Patience – Cooldown Primetime

The Invisible experimentieren auf der chilligen Seite der Wollust. So viel ist klar. Das galt bereits 2009, als das Trio sein für den Mercury Prize nominiertes Debütalbum an den Mann brachte. Inzwischen ist die Band bei der dritten Platte angelangt, hat Kooperationen mit Adele, St. Vincent und Beck auf der Haben-Seite und erneut die Cooldown Primetime eines jeden Sonnenuntergangs für sich gepachtet.

„Patience“ heißt die Scheibe, die prinzipiell gar keine Geduld einfordert. Der Titel bezieht sich auf ein Zitat des kanadischen Astronauten Chris Hadfield, dem die Schönheit der Erde und die Bedrohung selbiger durch den Menschen aus weiter Ferne die Tränen in die Augen trieben.

Irdisch und mit etwas Argwohn betrachtet, könnte man den Flow des Albums wegen seiner flachen Dramaturgie als eintönig empfinden – The Invisible Aficionados dürften aber von der ersten Sekunde an überzeugt sein. Hashtag: No Patience Needed.

Dazu schmeicheln die smoothen Rhythmen und dezent schillernden Sounds zu gekonnt, ohne an irgendeiner Stelle oberflächlich zu bleiben. Der Beat von „Save You“ erinnert beispielsweise an 50 Cents „In Da Club“ – minus der martialischen Muskelberge. „Life’s Dancers“ wiederum tänzelt mit seinen Sounds eng um Thom Yorkesche Sologefilde, bleibt aber immer auf der sonnigen Seite der Klimakatastrophe.

Trüber wird es erst, wenn sich Sänger Dave Okumu seiner „Memories“ annimmt und dann einen dieser generell rar gesäten Supersongs raushaut, die den Spagat zwischen Melancholie und Freudentanz mit juveniler Gelenkigkeit meistern.

Seine abgeklärte Stimme thront so souverän über den Hüftschwungsounds, dass er ohnehin nie so richtig die Mitleidskarte ausspielen kann. Klangerzeuger und Gesang, auch der von Anna Calvi (“Love Me Again”) oder Rosie Lowe (“Different”), formen eine Synthese, die die von Beginn an hofierter Kontaktfreude der Platte weiter anschwellen lässt.

In der Summe obsiegt dann eine unverschämte Lässigkeit, wie sie einst schon The Steve Miller Band mit Songs wie „Fly Like An Eagle“ aus dem Psychfolk-Äther hervor zauberten. Auf „Patience“ findet sie ihr elektronisches Äquivalent.

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