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Róisín Murphy – Take Her Up To Monto – Rotlicht Im Orbit

Róisín Murphy serviert ihrer feingeistigen Fangemeinde nur ein Jahr nach dem starken dritten Soloalbum “Hairless Toys” einen Nachfolger. Die Songs von „Take Her Up To Monto“ stammen aus derselben Session wie die des Vorgängers. Dabei klingt jedoch kein einziger Ton nach Resteverwertung.

Ausgecheckte Elektronik, psychedelische Hooks und vertrackte Rhythmik fordern und fördern im Gesamtpaket die Hörgewohnheiten. Die bessere Hälfte von Moloko hat ihre eigentlich immer schon überschaubaren Chart-Ambitionen für beide Platten nochmals deutlich zu Gunsten von Avantgarde und künstlersicher Freiheit zurückgeschraubt, ohne den Popappeal gänzlich zu vernachlässigen.

„Lip Service“ ist eine locker flockige Bossa-Nova-Nummer mit Jazz-Schlagseite – durchaus mit Hitcharakter, und in ihrer beschwingten Art die Ausnahme. Erstaunlicher, und auf Dauer herausragender, sind Songs wie der Opener „Mastermind“ und „Pretty Gardens“, die prickelnde, flirrende Sounds neben dezent verschachtelte Beats packen. Das ist phasenweise nah dran an einer imaginären, gemeinsamen Sache zwischen Massive Attack und Air, und manchmal schon ein Wagnis weiter.

„Whatever“ ist mit seinen schillernden Regenbogen-Synthesizern gut als Soundtrack einer Neuverfilmung des Zaubers von Oz vorstellbar. (Gerne an Tim Burton weitergeben). Dabei ist die Inspirationsquelle von „Take Her Up To Monto“ eigentlich ja irdischeren Ursprungs.

Den Albumtitel entlehnte die Irin nämlich einem gleichnamigen Song der Dubliners, die auf der grünen Insel schon zum Kulturgut zählten, als Bono noch Windeln trug. Diese verewigten mit dem Song vor einem halben Jahrhundert den Dubliner Rotlicht-Distrikt. Das älteste Gewerbe der Welt muss man in Murphys Songs trotzdem zwischen den Zeilen suchen.

Unüberhörbar sind dafür die extraterrestrischen Schwingungen. „Nervous Sleep“ provoziert mit seiner entrückten, interstellaren Atmosphäre Kohärenzen zu Pink Floyds „Time“. Das Rotlicht im Orbit – wer es nicht sehen kann, verwendet schlechte Teleskope oder hört die falsche Musik.

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