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The Avalanches – Wildflower

That boy needs therapy! Es ist tatsächlich soweit, dass man das noch erleben darf: Nach 16 Jahren haben The Avalanches ihr Zweitwerk fertig.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts tauchten sie aus dem Nichts auf, eine australische Clique aus Melbourne, bei der niemand so recht wusste, aus wie vielen Mitglieder sie genau besteht, und groovten uns im wahrsten Wortsinne schwindelig mit einem Konglomerat aus in-, um- und aufeinandergeschichteten Samples, in denen sich French House, Retro-Soul, Old School Hip Hop oder Future-Jazz ganz harmonisch die Hand reichten.

„Since I left You“ war ein wahres Wunderwerk, aus angeblich über 3.000 Samples bestehend, Melancholie in Euphorie transformierend durch die Macht des Beats, eine nur ganz seltene Kunst im Pop einlösend: überzeugend lustig, humorvoll, positiv zu sein.

Es sind ihrer wohl drei im Jahre 2016. Robbie Chater, James Dela Cruz und Tony Di Blasi dürften sich einige Treppenwitze bezüglich der Dauer der Fertigstellung ihres Zweitwerks „Wildflower“ (welches selbstredend wieder nur aus Samples besteht) geduldig anhören müssen, vor allem jenen, dass es halt so lange gedauert habe, alle Rechte und Lizenzen zu bekommen.

Aber der teils recht verbitterte Kampf um Copyright im Zeitalter digitaler Allverfügbarkeit macht die Lawine nicht griesgrämiger. Im Gegenteil, „Wildflower“ ist noch wärmer, sommerlicher, erheiternder und spaßiger als ihr Meilenstein-Debüt.

Überall flirrt, zwitschert, summt und bellt es, sprießen Fanfaren zwischen Kinderchören, raspeln Grundschulinstrumente und tighte Hip-Hop-Beats um die Wette. Die Musik von The Avalanches vereinbart einen Widerspruch: Totale Überfrachtung, die Harmonie schafft. Die Gästeschar, der sich bei jeder anderen Review eingehend gewidmet wird, geht völlig auf im Meer der Avalanchen Soundwelten und verliert daher ihre Eigenständigkeit und Name-Dropping-Berechtigung.

Die einstündige bessere Welt, in der uns die Australier hier mitnehmen, ist in ihrer Unwiderstehlichkeit, in ihrer Kunstfertigkeit vielleicht, nicht auf dem Sensationsniveau von „Since I Left You“, wohl auch, weil man den Debütbonus eines unbekannten Sounds nur einmal hat. Mit Anderson. Paak zusammen ist „Wildflower“ dennoch locker die beste Sommer-Platte bis hierhin.

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