„Supergroup“ ist ein überstrapazierter Begriff und für Die Höchste Eisenbahn sicherlich auch nicht ganz zutreffend. Und trotzdem liessen die Namen der Beteiligten schon bei der EP „Unzufrieden“ von 2012 in Indiekreisen aufhorchen.
Am Schlagzeug sitzt Tomte-Drummer und einstiger Olli Schulz-Sidekick Max Schröder aka Der Hund Marie. Das Mikro teilen sich Filmemacher und Songschreiber Moritz Krämer und Tele-Frontmann Francesco Wilking. Wer dann noch die Gastauftritte von Judith Holofernes und Gisbert Zu Knyphausen auf der EP dazu nimmt, landet am Ende doch wieder unfreiwillig beim Terminus „Supergroup“.
Dabei hat das 2013 erschienene, großartige Debütalbum „Schau in den Lauf Hase“ bewiesen, dass die Band im Grunde gar nicht auf zusätzlich namhafte Unterstützung angewiesen ist. Die Qualität der Songs und Texte üben ihre ganz eigene Anziehungskraft aus.
Auf ähnlich hohem Niveau macht auch der Nachfolger weiter. „Wer Bringt Mich Jetzt Zu Anderen“ fällt insgesamt zwar zärtlicher und poppiger aus, überführt aber ebenfalls eine kluge Zeile nach der anderen in liebreizende Melodien.
„Wer wusste gestern so weit weg, was man hier braucht?/ Wer legt das Zeug in die Regale?/ Woher weiß er, dass ich’s kauf?“, fragt Krämer in „Nicht Atmen“, um nur einige wenige von vielen richtigen Denkanstößen zu nennen. An anderer Stelle möchte Wilking wissen: „Wer bleibt nüchtern, wenn es rast und wir hyperventilieren?“/ Wo kommen die hin, die sich verlieren?“
Es ließe sich in guten Gesprächen endlos aus dieser Platte zitieren, nur um am Ende wegen der ganzen Spoiler doch wieder verachtet zu werden.
Dabei ist „Gute Leute“ eigentlich die kitschbefreite Hommage an den eigenen Freundeskreis, inklusive Seitenhieb auf Reinhard Mey, „Lisbeth“ wiederum die wohl schönste Liebeserklärung des Jahres, und „Timmy“ sensationell vertonter Chemieunterricht.
Es fällt schwer, das alles für sich zu behalten, weil es derzeit einfach keine deutschsprachige Band gibt, die Witz und Ernsthaftigkeit so elegant unter einen Hut kriegt wie Die Höchste Eisenbahn.
Und wenn das mal alle begriffen haben, lehnt sich auch niemand mehr zu weit aus dem Fenster, wenn er behauptet, dass „Wer Bringt Mich Jetzt Zu Den Anderen“ das beste Indiepop-Album des Jahres ist.