Klassische Singer/Songwriter gibt es wie Sand am Meer. Seit mehreren Jahren boomt die Branche, in der große Gefühle in minimalistisch geschnürten Soundpaketen um die Welt geschickt werden.
Doch nicht alle Männer und Frauen, die mit zumeist gezupften Akustikklängen durch die Lande tingeln, schaffen den Sprung ins internationale Rampenlicht. Auch Haley Bonar kennen hierzulande nur Insider und Experten. Dabei ist die in Kanada geborene Wahl-Amerikanerin schon seit über 15 Jahren am Start. Und seitdem ist viel passiert.
Mehr als ein halbes Dutzend Soloalben, unzählige Shows und Kollaborationen mit Lows Alan Sparhawk, Andrew Bird und Justin Vernon (Bon Iver) sprechen eine deutliche Sprache. Nun will Haley Bonar endlich auch in hiesigen Gefilden Spuren hinterlassen. Und die Zeichen dafür stehen dieser Tage mehr als günstig.
Mit ihrem neuen Album „Impossible Dream“ gelingt der Sängerin nämlich der perfekte Brückenschlag zwischen kantigem Indierock und geschmeidigem Singer/Songwriter-Klingklang. Wem Heather Nova bisweilen zu zart und die Breeders vielleicht eine Spur zu crunchig sind, der bekommt auf „Impossible Dream“ den vollendeten Spagat präsentiert.
Hier treffen große Melodien auf kratzbürstige Arrangements. Highlights? Jede Menge! Da wäre beispielsweise das mit wuchtigen Trommelschlägen angetriebene „Stupid Face“, das ähnlich wie das noisig verzerrte „Kismet Kill“ Erinnerungen an Zeiten weckt, in denen Babes noch im Toyland spielten und Kim Deal noch mit Kanonenkugeln um sich schoss.
Ebenfalls großartig: psychedelische Zwischentöne à la „Skynz“, sowie verträumte Ruhemomente im Stile von „Better Than Me“ und „I Can Change“.
Mit ihrem ausgeprägten Gespür für langlebige Melodien und einem zwischen hart und weich pendelnden Background trifft Haley Bonar mitten ins Yin und Yang-Herz. Für Freunde außergewöhnlicher Genre-Klänge ist das hier ein gefundenes Fressen. Ich leg dann schon mal Messer und Gabel bereit.