MusikBlog - Entdecke neue Musik

Banks – The Altar

Früher hat Jillian Banks ihre Telefonnummer ins Netz gestellt, um auf sich aufmerksam zu machen und die üblichen Kanäle – Soundcloud, Twitter etc. eher gemieden. Für interessierte Hörer war das ein Vertrauensbeweis, für die Sängerin aus Los Angeles ganz nebenbei natürlich auch willkommenes Mittel zur Distinktion.

Mit ihrem damaligen Debüt hat sich Banks  (stimmt, die Verwendung des Nachnamens ist gleich nochmal Kontrastprogramm) im Distrikt contemporary R´n´B fest etabliert. Ihr Nachfolger beherrscht alles: London-Electronica, amerikanischen R´n´B, Intimgespräch, Telefonsex.

Letzteres findet man zumindest im Ansatz auf der aktuellen Single “Fuck With Myself” – Banks flüstert, singt für ihre Verhältnisse fast schon lasziv über eine auslaufende Beziehung, in der sie mehr Gefallen an sich selbst zu finden scheint als am Gegenüber. Im gleichnamigen Video sieht man sie im pechschwarzen, eng anliegenden Dresscode ein Puppenimitat von ihr selbst ablecken. Selten klang Banks mehr nach FKA Twigs wie in dieser trap-infizierten Electronica-Nummer.

In “Love Sick” hingegen präsentiert sich die ehemalige Psychologiestudentin wiederum verwundbar, in “Gemini Feed” verarbeitet sie ihre zerbrochene Beziehung aus sicherer – und vor allem selbstbewusster – Distanz: “And To Think You Would Get Me To The Altar, Like I would follow you like a dog need water, but admit it, that you wanted me smaller.” Der titelgebende Altar wird also nur in negierender Form besungen.

Banks präsentiert sich gereift und emanzipativ, gleichzeitig kann man den Songs das Verlangen nach Geborgenheit nicht absprechen.

Klangtechnisch ist “The Altar” wie erwartet weniger arty ausgefallen als FKA Twigs, dafür versteht die Wahl-Londonerin sich darin, erotisch-aufgeladene Stimmgesten mit sensiblem Songwriting zu fusionieren. Das Album ist zu seinem Vorteil insgesamt eine Spur reduzierter und zielgerichteter ausgefallen als das Debüt und arbeitet sich doch ambitioniert an zeitgenössischen R´n´B-Spektren ab.

Erst dadurch wird wirklich deutlich, welche Stile Banks in ihrer Musik abdeckt: Der Trapexkurs in “Trainwreck” erinnert mit seinen Autotune-Hooks beinahe an Rihanna, auf “Mother” hingegen begegnet sie  einem hingegen akustisch und balladesk.

“Poltergeist” wiederum klingt wie eine melancholische Midtempo-Interpretation von AlunaGeorge. Und auch wenn die Vokabel “Motherfucker” häufig fällt, beschließt Banks ihr Album mit einem schlichten Klaviersolo.

Wirklich aus der Reserve zu locken ist die 28-jährige immer noch nicht. Banks klingt präsent, soulige Ausbrüche werden aber noch vermieden. Und das, obwohl sich ihre Stimme nun weniger auf Chor- und Backing-Vocals ausruht als noch auf dem Vorgänger “Goddess.” Banks: Das ist in diesem Jahr eine Frau mit festem Blick, aber mehreren Gesichtern. Alle stehen ihr gut, alle nimmt man ihr ab: Das mit dem dunklen Lidschatten, das leicht Verruchte und das ungeschminkt Authentische.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke