„Es geht nach vorne. Es geht voran…Geschichte wird gemacht…“ singt Nina Walser in „Kollektives Träumen“. Aber nicht nur dieses kleine Zitat erinnert an die Fehlfarben, Friends Of Gas sind zu nichts geringerem als deren Nachfolge als wichtigster deutscher Post-Punk-Instanz mit gesellschaftlicher Relevanz angetreten.
Oder ist dieser Anspruch vielleicht doch zu hoch gegriffen? „…doch nicht von mir, und nicht von dir“ singt Nina weiter. Wie auch immer, FOG ragen derzeit heraus aus der Masse der deutschen Indie-Rock-Bands. Davon kann man sich auf ihrem Debütalbum „Fatal Schwach“ überzeugen, das die Band gestern im Rahmen ihrer – in München etwas verspäteten – Record Release Party in der Milla vorstellte.
Nachdem der Support Levin Goes Lightly die Stimmung gut vorwärmte, kommen Friends Of Gas auf die kleine Bühne. Gitarristin Veronica Burnuthian fehlt, dafür werden jedoch keine näheren Gründe genannt. Daher können sie zwei Stücke nicht spielen, wie Nina erklärt, „aber es beginnt trotzdem mit ‚Template‘ und hört mit ‚Teeth‘ auf“.
Und so spielen sie nahezu alle Stücke des Albums und der bereits im April erschienenen EP „Tape“. Auch wenn es nicht so spontan improvisiert wirkt, wie FOG ihre Liveauftritte noch im MusikBlog Interview beschrieben, so ist von Beginn an eine besondere Atmosphäre im eng gefüllten Milla-Keller zu spüren.
Insbesondere Martin Tagars treibender Bass trägt dazu bei. Mit jedem Stück steigert sich die Stimmung, beim vorletzten „Einknick“, das etwas schneller gespielt wird, bildet sich ein kleiner Moshpit vor der Bühne.
Gitarrist Thomas Westner kniet sich gegen Ende vor seinen am Boden liegenden Pedalboard-Koffer mit mindestens 10 verschiedenen Verzerrern und Effektpedalen und bearbeitet diese wie wild mit beiden Händen.
Die geforderte Zugabe nach dem Hauptteil lässt nicht lange auf sich warten und Friends Of Gas spielen „Involuntary“ „…für die Katja“ wie Nina sagt (gemeint ist vermutlich Katja Ferwagner von 3sat).
Doch das Münchner Heimpublikum will danach noch mehr. Nach minutenlangem Rufen und Klatschen formiert sich ein „Friends Of Gas, Friends Of Gas“ Chor, der die Band nochmal auf die Bühne zwingt. Es folgt „Kollektives Träumen“, das in eine heftige Rockorgie eskaliert.
Thomas springt so stark hin und her, dass man jeden Moment befürchtet, er könnte das Gleichgewicht verlieren und umfallen. Nachdem sie mit ihrem geschrienen Text fertig ist, verschwindet Nina von der Bühne und wirft dabei ihren Mikroständer um. Am Ende des Titels schleifen Thomas und Martin ihre Gitarren über den Boden, so wie es Sonic Youth bei ihren Konzerten zu tun pflegten, und Martin tritt auf seinen Bass sogar mit beiden Füßen drauf.
„Gewalt geht immer“ ruft Nina in „Kollektives Träumen“. Und da hat sie recht, zumindest in der Musik. Etwas von dieser Kraft konnten wir gestern Abend spüren.