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TransCentury Update Festival 2016

Wer beim „TransCentury Update“ dabei war, erlebte in Leipzig etwas ganz Besonderes. Ein „Festival for Explicit Music and Art“ wie es die Veranstalter und das älteste, noch funktionstüchtige Lichtspielhaus Leipzigs, das UT Connewitz, ausriefen.

Der Festivalname ist eine  Reminiszenz an eine Fernshow aus den Siebziger Jahren, die den Transhumanismus zum Thema hat, eine Idee, die die Grenzen des Menschseins durch technischen Fortschritt erweitern will. Unter diesem Blickwinkel erfolgte auch die Zusammenstellung des Line-ups.

12 Bands, die klingen, als wären sie noch nicht aktuell, als wäre die Zeit noch nicht reif für sie, wie vom Organisator Kirmes (Eine Welt aus Hack) zu lesen war.

Darüber kommen auch überhaupt keine Zweifel auf, erlebt man den Opener am Donnerstag Abend: Patrick Higgins aus New York, der das Publikum, mit seinem avantgardistisch verzerrten Gitarrenspiel, einstimmt.

Dem ersten Höhepunkt des Donnerstagabend fiebert dann der mittlerweile gut gefüllte Saal entgegen, ehrfürchtig am Boden sitzend und von Nebelschwaden eingehüllt: Bohren & Der Club Of Gore, mit der langsamsten Musik der Welt, Horror Jazz. Und tatsächlich ist diese so müßig langsam, dass eine schwer zu ertragende Spannung entsteht. Im Mittelpunkt immer wieder das klagende Spiel des Tenorsaxophons. Es entstehen Bilder im Kopf von einer einsamen verregneten Novembernacht, in der man am Sinn des Lebens zweifelt.

Doch bevor man sich ganz in dieser Düsterheit verlieren kann, wird man wieder zurück ins Leben geholt. Und so heitert Morten Gass das Publikum zwischen den Stücken immer wieder auf, in dem er z.B. von dem Gefühl erzählt, wenn man stundenlang einsam am Tresen sitzt und vergeblich hofft, von irgend jemandem angesprochen zu werden. Und falls das doch passiert, man es dann natürlich versaut…„Still am Tresen“ heißt das darauf folgende, passende Stück.

Der zweite Abend wird mit Stereo Total gekrönt. Die Protagonisten Francoise Cactus und Brezel Göring animieren das Publikum, deutsch/französisch singend und abwechselnd die Snare wild peitschend, zum ausgelassenem Tanz. Ein riesiger Spaß, der darin gipfelt, dass zu ihrem Hit „Liebe zu Dritt“ eine junge Frau aus dem Publikum auf die Bühne gebeten wird, den „Dreier“ zu komplettieren.

Am Samstag der Headliner Beak>, das Projekt von Geoff Barow (Portishead), das einen Hauch von Mystik verbreitet. Dazu tanzen passend blaue 3D-Scans, die an die Bühnenwand geworfen,  alle drei Abende begleiten.

Das Festival trug den Zusatz No1. Es bleibt also zu hoffen und zu wünschen, dass dem noch viele Fortsetzungen folgen mögen.

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