Flo Morrissey And Matthew E. White – Gentlewoman, Ruby Man – Symbiotische Duette

Das gemeinsame Album der englischen Singer-Songwriterin Flo Morrissey und des amerikanischen Sängers und Musikproduzenten Matthew E. White – „Gentlewoman, Ruby Man“ – hört sich an, als wäre es aus der Zeit gefallen. Auch nach mehrmaligem Hören lässt sich nur schwer sagen, ob es irgendwann in den 60ern, 70ern oder heute aufgenommen wurde.

Das liegt zum einen daran, dass es sich um ein Duett-Album handelt. Obwohl musikalische Kooperationen wie Lee Hazlewood und Nancy Sinatra, Sonny und Cher, Bushido und Karel Gott oder Sodom und Roberto Blanco bewiesen haben, dass das Duett eines der produktivsten Erscheinungsformen musikalischer Kooperation ist, macht das heutzutage einfach niemand mehr. Schon gar nicht ein ganzes Album lang.

Aber nicht nur die Form des Duetts verleiht dem Album seine Zeitlosigkeit, sondern auch die Tatsache, dass es sich bei allen 10 Tracks um Cover handelt. Mit dabei sind unter anderem Songs von Charlotte Gainsbourg, Velvet Underground, Leonard Cohen oder James Blake.

So Old School wie die Platte selbst ist auch die Art und Weise, wie sie zustande kam. In einer Zeitung entdeckte Matthew E. White – direkt neben der Besprechung seines letzten Albums „Fresh Blood“ – eine Kritik zu Flo Morrisseys Single „Pages Of Gold“. Er war begeistert und kontaktierte die junge Künstlerin. Aus Schriftverkehr wurde Freundschaft und am Ende entstand eine gemeinsame Platte – eine Prise Romantik dazu und ein Hollywood-Streifen wäre geboren.

Das Album „Gentlewoman, Ruby Man“ verbindet Whites orchestralen 70er Soul mit Morrisseys Hang zu leichtem Folk und Pop; seine dunkle Out-Of-Bed-Stimme mit ihren hellen, ätherischen Vocals, die in ihrem Klang stark an Portugal. The Man erinnern und eigentlich sämtliche Weingläser im Umkreis von 20 m zerspringen lassen müssten.

Das Resultat dieser symbiotischen Beziehung ist eine stimmige Platte, die sich nicht zwanghaft an den Stil der Originale heftet. Die beiden nutzen die bekannten Klassiker vielmehr als Material, als Basis für das eigene künstlerische Schaffen und verwandeln die Cover so in etwas gänzlich Neues.

Wenngleich die 10 Songs auch im Original ein gutes Mixtape ergeben hätten, ist es gerade die musikalische Chemie von Morrissey und White, die für die innere Harmonie der Platte sorgt – auch ein Grund, warum der doch leicht kitschige Song „Grease“ nicht peinlich ist und keines ironischen Augenzwinkerns bedarf.  Die beiden verzichten zu großen Teilen auf dialogische Duetts im klassischen Sinne, sondern geben einander Raum für starke Solo-Performances.

„Gentlewoman, Ruby Man“ bietet durch die gelungene Symbiose von Morrissey und White einen nostalgischen Hollywood Sound, der auch einen James Bond Film untermalen könnte, und macht damit sowohl das Duett- als auch das Cover-Album wieder salonfähig.

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