Am Beispiel Flo Morrisseys und Shana Clevelands lassen sich die Mechanismen von Erfolg im Pop-Business gut beleuchten. Beide machen Folk, die Shana meiner subjektiven Meinung nach besseren als die Flo, dennoch beide guten.
Doch den Mini-Hype gepachtet hat bisher nur Flo Morrissey, die mit ihrem intimen und kargen Indie-Folk die inzwischen recht eingedellte Entschleunigungstaste des Pop fest gedrückt hält. Sie findet Erwähnung in den richtigen Blogs, die richtigen Leute gehen auf ihre Shows. Mit den Referenzen zwischen Joanna Newsom und Lana Del Rey können die allermeisten Musikinteressenten etwas anfangen. Ob das jetzt an familiärem Vitamin B liegt wie bei Norah Jones oder nicht, ist im Grunde irrelevant, aber Flo Morrissey hat die richtigen Kontakte im Biz, die richtigen Produzenten und daher die erwartbar richtige Presse-Resonanz.
Relevant ist, Shana Cleveland, eine gestandene Musikerin und alles andere als eine Debütantin, hat ein famoses Album in Do-It-Yourself-Manier aufgenommen, das die Hype-Welt nicht erreicht. Und an Flo Morrisseys musikalischem Debüt haben zwei Star-Produzenten in zwei Globalisierungs-Hotspots herumpoliert. Noah Georgeson in Los Angeles und Philippe Zdar in Paris, ersterer ist mit Devendra Banhart und besagter Newsom fleißig gewesen, letzterer wurde mit Phoenix´ Megaseller “Wolfgang Amadeus Phoenix” assoziiert. Wie Flo Morrisseys Studioarbeit wohl ohne diese Hochglanz-Assistenzen klingen würde?
Mit ihnen plätschert “Tomorrow Will Be Beautiful” hübsch vor sich hin, die zart in den Hintergrund produzierten Streicher und das unter einem feinstofflichen Schleier erklingende Piano bereiten der fragil-betörenden Stimme Morrisseys die Bühne. Viel mehr ist es aber auch nicht, die Mitnahme ins große Gefühlskino gelingt nur bedingt.
Ein wenig erinnert das an Hannah Cohen, die im Referenz-Spektum Newsom-Del Rey eher auf seiten der Diva anzusiedeln ist und ähnlich solide wirkt, ohne großartig zu sein. Na, da hat ja jeder seinen angestammten (oder zugewiesenen?) Platz gefunden, denn Flo Morrissey ist auf “Tomorrow Will Be Beautiful” eine weniger einmalige, weniger ungewöhnliche Joanna Newsom.