Der König ist tot, es lebe die Königin. Damit ist der Spannungsbogen des neuen Albums „Discomforts“ von Albin Lee Meldau umrissen: Hier ein bisschen zerbrechlich maskuliner Bariton wie bei Elvis Presley. Dort ein bisschen ausdrucksstarker Emotions-Striptease wie bei Amy Winehouse.
Jeder Song auf dieser Platte ist ein Genuss, den man stundenlang mit allen Sinnen seziert, in den Ohrensessel gelümmelt, einen guten Whiskey in der Hand.
„Discomforts“ ist ein Album, dessen Titel nur als selbstironischer Seitenhieb verstanden werden kann. Denn eins sind die 13 musikalischen Perlen bestimmt nicht: Unbehaglich.
Und wie soll man den Stil nennen, den uns der Sänger aus Schweden in die Ohren schmachtet. Ist das Soul-Reggae? Oder Folk-Blues? Klar ist: Hier konnte und wollte sich jemand nicht entscheiden. Und man ist dankbar dafür.
Albin Lee Meldau mischt auf Songs wie „If Your Girlfriend Comes“ und „User Lost“ stilsicher Genres, die eigentlich nicht harmonieren dürften. Aber die warme, honigfarbene Stimme des skandinavischen Barden ist die streichzarte Erdnussbutter, die das Sandwich aus Soul, Reggae und R&B zusammenhält. Hier und da gewürzt mit einer Prise Trip-Hop.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, aber: Nicht jeder Musiker liebt Musik. Vielen hört man an, dass sie in der Spandex ihres eng gestrickten Genres auf die immer gleichen musikalischen Scheinexperimente festgelegt sind.
Albin Lee Meldau hingegen scheint in der Liebe zur Musik völlig aufzugehen. Man spürt, dass hier jemand keine Grenzen zieht, was den persönlichen Geschmack angeht. Man merkt, dass hier einfach jemand alle zur Party einlädt und dann schaut, wer aufkreuzt.
Überhaupt ist der Gesang von Albin Lee Meldau eine Einladung, sich in Musik aufzulösen, statt an starren Genre-Grenzen festzuhalten. „Ergebt Euch einfach,“ scheint er uns zu sagen. „Macht es Euch gemütlich und hört zu.“
Also bleibt die Frage: Wenn der King des schwedischen Soul-Reggae zum einzigartigen Klang-Bankett lädt, wer will da schon fehlen?