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Klangstof – Close Eyes To Exit

Koen Van de Wardt stammt – wie am Namen unschwer zu erkennen ist – aus den Niederlanden. Seine Eltern zieht es zu seiner Teenagerzeit in die idyllische Abgeschiedenheit Norwegens, wo nur leider auch die atemberaubendste Landschaft einem Vierzehnjährigen nicht zwangsläufig zur Befriedigung seines pubertierenden Entdeckerinstinkts reicht. Soziale Kontakte sind schwierig und Freundschaften mit Gleichaltrigen rar.

Und deshalb beginnt Van de Wardts künstlerisches Wirken wie so viele Künstlerkarrieren davor: Die Isolation wird zur Mutter der Kreativität und „OK Computer“ zur musikalischen Bibel. Was er mit seiner vierköpfigen Band Klangstof daraus nun geformt hat, lässt sich durchaus als kleines Meisterwerk bezeichnen.

Vielschichtig in Sound und Songwriting, konsistent in seiner anspruchsvollen Zugänglichkeit und wunderbar abwechslungsreich in seiner Atmosphäre – „Close Eyes To Exit“ trägt obendrein im Titel noch eine so simple wie augenzwinkernde Exit-Strategie aus der Einöde und damit gleichzeitig die empfohlene Annährungsmethode an die Musik.

Augen zu und raus – und dann hinein in klassischen Postrock („Doolhof“) à la Mogwai, hinein in elektrifizierten Postrock („The Butcher“), der mit seinem gedankenversunkenen Mäandern angenehm an The Album Leaf erinnert.

Vorbei an wollig eigenbrötlerischen Sounds im Stile von Thom Yorkes Solo Karriere („Ignore Me“), hinüber zu schleichendem, arschcoolem Jazzpop („Telephone“), bis zu sacht knisternden Psychpop-Stafetten („Amansworld“), die in eine kleine Pfütze Weltmusik geplumpst zu sein scheinen.

Das Debüt von Klangstof ist eine einzige somnambule Reise über Stoppelfelder voller Vergissmeinnicht, mal von betörender Leichtigkeit, wie in „We Are Your Receiver“, mal von mondäner Schönheit, wie in „Sleaze“, immer jedoch von einer unbeschreiblichen Eleganz.

Klangstof sind damit Van de Wardts Vorgängerband Moss und deren Konsens-Indiepop weit voraus. Überhaupt ist es schon etwas länger her, dass ein Debütalbum so differenziert und doch nahezu formvollendet  in den Ohren kleben blieb.

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