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Mir hat irgendwann das Eigene gefehlt – Klangstof im Interview

Ein knappes halbes Jahr nach der Veröffentlichung des Klangstof-Debütwerks “Close Eyes To Exit” in Holland, erscheint das Album, für das der Hauptverantwortliche Koen Van De Wardt“ sogar eine bereits auf Hochtouren laufende Band-Karriere sausen ließ, endlich auch hierzulande. Wir trafen uns mit Koen Van De Wardt in Berlin zum Interview und sprachen über Radiohead, Koens ehemalige Band Moss und internationale Ambitionen.

MusikBlog: Koen, das Klangstof-Debüt “Close Eyes To Exit” erscheint nun endlich auch in Deutschland. Radiohead-Fans von Hamburg bis München klatschen bereits begeistert in die Hände.

Koen Van De Wardt: (lacht) Das freut mich. Ja, der Radiohead-Vergleich kommt nicht von ungefähr.

MusikBlog: Normalerweise gehen Künstler immer sofort in die Luft, wenn man mit Vergleichen um die Ecke kommt. Du hingegen reagierst auffallend gelassen. Wie kommt’s?

Koen Van De Wardt: Nun, ich denke, dass es einfach offensichtlich ist, dass ich ein großer Fan der Band bin. Natürlich könnte ich mich jetzt hinstellen, grimmig dreinblicken und die Arme verschränken. Aber das wäre ja Quatsch. “OK Computer” gehört immer noch zu meinen Lieblingsalben. Und das hört man auch raus, ganz klar. Allerdings möchte ich nur die Radiohead-Fans ansprechen, die sich nicht mit Suizid-Gedanken quälen. (lacht)

MusikBlog: Da gibt es bestimmt genug.

Koen Van De Wardt: Das denke ich auch. Ich wollte eine etwas positivere Atmosphäre transportieren. Das war mir bei der Produktion des Albums sehr wichtig. Wie gesagt, ich liebe Radiohead. Aber ich bin ein Mensch, der eher mit einem Lächeln im Gesicht aufwacht. Ich sehe die Dinge immer positiv. Und genau diese Haltung wollte ich auch mit ins Album einfließen lassen. Das war natürlich eine große Herausforderung. Aber die bisherigen Reaktionen zeigen, dass es die Arbeit wert war.

MusikBlog: Was hat es mit dem Albumtitel “Close Eyes To Exit” auf sich?

Koen Van De Wardt: Ich habe das Album in Norwegen aufgenommen. Dort verbrachte ich die Zeit während der Aufnahmen nahezu in völliger Isolation. Ich war total fokussiert und habe mich von nichts ablenken lassen. Für mich zählte nur das Album. Alles andere spielte keine Rolle. Der Titel passte irgendwie perfekt zum großen Ganzen.

MusikBlog: Überall liest man von deinem Debütalbum. Du hast aber schon mehrere Albenaufnahmen auf der Habenseite. Mit deiner ehemaligen Band Moss warst du in Holland eine ziemlich große Nummer. Warum hast du seinerzeit das gemachte Erfolgsnest gegen einen Neuanfang eingetauscht?

Koen Van De Wardt: Ja, das fragen mich heute immer noch viele Leute. Mit Moss lief es wirklich super. Aber es war halt eine Band. Ich war nur ein Teil davon. Versteh mich jetzt nicht falsch, es war wirklich eine tolle Zeit und ich würde mich schon als jemanden bezeichnen, der auch gut im Kollektiv funktioniert. Aber mir hat irgendwann das “Eigene” gefehlt. Ich habe ja schon während meiner Moss-Zeit an eigenen Ideen getüftelt. Das hat sich irgendwie so ergeben. Als ich dann den Song “Hostage” via Soundcloud veröffentlichte, klopften plötzlich lauter Labels an meine Tür. Das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass es auch noch einen anderen Weg gibt.

MusikBlog: “Close Eyes To Exit” klingt im Vergleich zu den Moss-Platten auch irgendwie internationaler.

Koen Van De Wardt: Schön, dass dir das auffällt. Das war ein weiterer Grund für mich, es alleine zu probieren. Ich wollte raus aus Holland. Mit Moss haben wir zwar auch in Deutschland, Belgien und Frankreich Konzerte gespielt. Aber nur ganz selten. Und das war’s dann. Das war mir auf Dauer zu wenig. Ich wollte auch mal über den Tellerrand blicken. Ich war neugierig und wollte wissen, wie der Rest der Welt auf mich und meine Musik reagiert.

MusikBlog: Neben dir sind noch drei weitere Musiker in das Projekt Klangstof involviert. Inwieweit werden sie in den Produktionsprozess mit einbezogen?

Koen Van De Wardt: Da hat sich mittlerweile viel verändert. Anfangs war ich derjenige, der so gut wie alles arrangierte. Nun ist es so, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt. Das ist unheimlich spannend. Auf der deutschen Version des Albums wird es auch einen Bonustrack geben. Dieser Song ist komplett im Kollektiv entstanden. Es ist aufregend zu sehen, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn jeder mittendrin ist, dann fördert das auch den Bandgeist. Niemand fühlt sich ausgeschlossen. Jeder macht mit. Das schweißt zusammen.

MusikBlog: Keine Angst davor, dass sich das Moss-“Dilemma” wiederholen könnte?

Koen Van De Wardt: Nein, überhaupt nicht. (lacht) Ich habe bei Klangstof eine ganz andere Position inne. Das wird nicht passieren. Da bin ich mir sehr sicher. Am Ende des Tages ist und bleibt es mein Baby. Das weiß jeder. Und damit kann auch jeder gut umgehen.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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