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Oberflächlich betrachtet glänzt Liebe am hellsten – Ryan Adams im Interview

Auf seinem neuen Album “Prisoner” präsentiert sich Ryan Adams als Gefangener seiner Emotionen. Gebeutelt von Liebeskummer und dem stetigen Drang nach Freiheit, Geborgenheit und Anerkennung blickt der Sänger und Songwriter aus North Carolina auf turbulente Jahre zurück. Die Musik soll Ryan Adams dabei helfen wieder zurück in die Spur zu finden. Wir trafen den Grammy-Preisträger in Berlin zum Interview und plauderten über Bruce Springsteen, Katzen und Johnny Depp.

MusikBlog: Ryan, auf deinem neuen Album “Prisoner” beschäftigst du dich mit den unterschiedlichen Facetten des Verlangens. Welches Verlangen steht dabei besonders im Fokus?

Ryan Adams: Jedes Verlangen steht im Mittelpunkt. Da mache ich keine Unterschiede. Oberflächlich betrachtet glänzt natürlich die Liebe am hellsten.

MusikBlog: Bist du gerade verliebt?

Ryan Adams: Oh ja. Ich liebe meine Katzen. Hast du Katzen?

MusikBlog: Wir hatten mal zwei Kartäuser-Miezen. Schöne Tiere.

Ryan Adams: Kartäuser? Wow! Das sind doch diese silbergrauen Exemplare, oder?

MusikBlog: Äh, ja.

Ryan Adams: Wahnsinn! Diese Katzen bekommt man in den Staaten nur sehr schwer zu fassen. (lacht) Aber stinknormale Hauskatzen sind auch super. Sie stellen keine Fragen, wollen den ganzen Tag kuscheln und sehen morgens genauso schön aus wie abends.

MusikBlog: Das stimmt. Wer steht dir dieser Tage, außer deiner Katzen, noch besonders nah?

Ryan Adams: Mein neues Album, ganz klar. Diesmal ist mir etwas richtig Befreiendes gelungen. Das fühlt sich gut an.

MusikBlog: Ich höre Springsteen, The Smiths und viel 80s-Rock heraus.

Ryan Adams: Springsteen und The Smiths höre ich für mein Leben gern. Vor allem den Boss habe ich während der Produktion nahezu verschlungen. Ich glaube sogar, dass ich nach meiner Scheidung wochenlang nur “Darkness On The Edge Of Town” im Ohr hatte. Da steckt trotz aller Tristesse nämlich auch unheimlich viel Hoffnung drin.

MusikBlog: Bruce Springsteen marschiert ja immer mit einem ganzen Archiv an Songs ins Studio. Auch du sollst diesmal um die 80 Tracks in der engeren Auswahl gehabt haben. Aufs Album haben es letztlich aber nur zwölf Songs geschafft. Was passiert mit dem Rest?

Ryan Adams: Die spiele ich daheim meinen Katzen vor.

MusikBlog: Und Johnny Depp.

Ryan Adams: Ja, vielleicht auch Johnny Depp.

MusikBlog: Ihr sollt ja richtig dicke sein. Ist dem so?

Ryan Adams: Wir verstehen uns sehr gut. Er weiß meine Kunst zu schätzen.

MusikBlog: Auch die, die du mit Pinsel und Farbe kreierst. Ohne ihn würde das neue Album wahrscheinlich in einem ganz anderen Artwork-Glanz erstrahlen, oder?

Ryan Adams: Ja, wahrscheinlich. Als wir nach der Scheidung unser Haus ausräumen mussten, wollte meine Ex-Frau das Bild schon auf den Müll werfen. Aber ich sagte ihr: Hey, warte mal noch! Vielleicht finde ich noch einen Interessenten. Ich rief dann Johnny an und fragte ihn, ob er vielleicht Interesse an dem Bild hätte. Na ja, keine halbe Stunde später kam ein Transporter bei uns vorbei und holte das Bild ab. Diese Anerkennung hat mich scheinbar so beeindruckt, dass ich das Gefühl hatte, dem Bild noch ein zweites Leben schenken zu müssen. Und nun prangt es auf dem Cover.

MusikBlog: Die erste Single heißt “Do You Still Love Me?”. Hat der Adressat bereits geantwortet?

Ryan Adams: Es geht bei dem Song nicht um eine bestimmte Person, auch wenn es vielleicht naheliegt. Es geht eher um die Frage, die sich jeder Mensch immer wieder stellt. Und die Adressaten? Das können alle sein: Der Ehepartner, die Großeltern, die Haustiere. Ganz egal.

MusikBlog: Ich merke schon – Du willst wieder über deine Katzen sprechen, nicht wahr?

Ryan Adams: Sie sind mein Ein und Alles.

MusikBlog: Wie viele Katzen hast du eigentlich?

Ryan Adams: Oh, als ich noch mit Mandy (Mandy Moore, Ryans Ex-Frau – d. Red.) zusammen war, hatten wir acht Haustiere: sechs Katzen und zwei Hunde. Jetzt habe ich nur noch vier Katzen. Oder drei? Die Menge spielt nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist nur, dass es bei mir daheim immer noch den ganzen Tag schnurrt. Nur das zählt.

MusikBlog: Auf dass es ewig so bleibt.

Ryan Adams: Ja, bitte!

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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