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Sinkane – Life & Livin’ It

In London geboren, in den Vereinigten Staaten lebend, in der Welt musikalisch Zuhause. Der Sudanese Ahmed Gallab alias Sinkane festigt seine Position als afro-rockender World-Beat-Erneuerer mit seinem dritten Album auf dem Berliner Feel-Good-Indie-Label City Slang.

Seit seinem City-Slang-Debüt „Mars“ von 2012, der Output davor verbleibt unerreichbar auf einem lokal beschränkten Nischen-Indie-Label, kennen wir Sinkane als weitreichende Auslotungen jenes Genres unternehmend, welches westernisiert als World Music bezeichnet wird, um zu signalisieren, dass es sich hierbei nicht um den üblichen US-amerikanischen, britischen oder deutschen Standard-Pop handelt.

Die in England dozierenden Eltern mögen ihr übriges beigetragen haben, jedenfalls hat Gallab als Sudanese mit der von Trump groß an die Twitter-Wand geschriebenen Terrorismus-Angst aus dem Sudan in etwa so viel zu tun, wie Mike Tyson etwas auf einer Schach-Weltmeisterschaft verloren hat.

Dennoch steht Gallabs Familie als eine vor dem sudanesischen Bürgerkrieg geflohene, jenen Auswirkungen von Krieg und Terror, die ein gewisser Mr. President seinen – na sagen wir – weißen und männlichen Landsleuten unbedingt ersparen will, näher als unsereins.

Und trotzdem, please take note Mr. President, umarmt Sinkane in seiner Musik die Welt, die Völker, die Kulturen. No time for hate. Sudanesische Rhythmen rasseln und gluckern durch das Hörbild und schunkeln mit groovigen Rock-Riffs um die Wette, dass jede Laune sich heben muss.

Der afrikanische Funk tanzt auf „Life & Livin‘ It“ durchs Gebälk, als hätten wir alle dringend Nachhilfe in lockerer Lebensphilosophie nötig. Und schmust überdies eifrig mit westlichem Pop, urbaner Electronica und rheinischem Krautrock.

Rechnet man die gesanglich vorgetragenen, ubiquitären Probleme von Liebe und Glückssuche hinzu, bleiben nicht nur Null Komma Null Gründe für einen Bann dieses gemeingefährlichen Sudanesen übrig; Gallab und seine Musik werden so schlicht zu einer medizinischen Notwendigkeit für populistische Abschotter, die da sagen: meinesgleichen first.

Welches lustige Instrument auch immer auf „U’Huh“ das „u’huh“ intoniert, welch jammendem Zufall auch immer „Telephone“, einem Liebes-Frust-Song, seine funky Hüftwackel-Bassline verdankt, Sinkane bündelt seine Afro-Rock-meets-Indie-Pop stärken auf „Life & Livin‘ It“ in überzeugender Manier

Und wird so zum unbedingt verschreibungswürdigen Antidot gegen 140 Zeilen starke infektiöse Tiraden des Hasses und der Isolation aus einem weißen, großen Haus in Washington, D.C.

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