Wie kürzlich vorgestellt, lassen die zwei Indie-Stars Jarvis Cocker und Chilly Gonzalez einem Tempel des Ruhms noch mehr Spotlight zukommen.

„Room 29“ wird dabei dreimal hintereinander in der Berliner Volksbühne eher als Revue, als Liederabend mit anekdotenhaften Vortragscharakter, denn als echtes Konzert vorgetragen.

Wie auch? Bei einem mehrheitlich vor sich hinplätschernden Klimbim-Piano des Kanadiers und dahin geworfenem Spoken-Word-Gehauche des Briten.

Der Abend funktioniert einzig über die dem Pop leidig anhaftende Konstante der Star-Aura. Pulp, und damit Jarvis Cocker, sind eine Kultband. Gonzalez einer, der den jungen Erwachsenen von heute die Liebe zur Klassik näherbringt. Insofern sind sie diskussionslose coole Säue, die stets nur Großartigkeiten produzieren.

Der Drang, dem potentiellen Weltpublikum nun also von diesem Hollywood-Nobelhotel zu erzählen und die ergreifenden Episoden aus dem sagenumwobenen „Room 29“ musikalisch zu schildern, mag, wenn man ein Leben wie Jarvis Cocker führen darf, nachvollziehbar erscheinen.

Live aufgehen, das wird an diesem Abend in der vollen Volksbühne überdeutlich, tut das Konzeptalbum einzig und allein aufgrund der ewigen voyeuristischen Tendenzen des kleinen Mannes. Insofern ist das ein bisschen wie TMZ-Klatsch für das urban-hippe Bildungsbürgertum.

Jarvis kommentiert hauchend und stilvoll die Videos, die in einem „Room 29“ gedreht wurden, ob es das tatsächliche Chateau Marmont war, bleibt offen. Chilly grätscht mit seinen sarkastischen Sprüchen dazwischen. Beide gefallen sich auf der Bühne ein Tick zu sehr.

Kulissen-Kitsch, der jedem Bühnenbildner Tränen in die Augen treiben würde, Partizipations-Spielchen mit dem Publikum aus der Schultheater-AG, Anekdoten, die durch Mangel an Wahrheit sensationalistisch gebogen werden – keineswegs ist der Selbstmord Paul Berns erwiesen und erst recht nicht, ob er in der Hochzeitsnacht mit der Hollywood-Bombshell Jean Harlow keinen hochgekriegt habe. 

Aber Witze auf Kosten anderer zu machen, darf sich ein Chilly Gonzalez scheinbar erlauben – vieles an der Live-Darbietung des ruhm-glorifizierenden „Room 29“ stößt auf.

Das eigentlich größte Problem aber ist die kategorisch blinde Liebe eines zahlenden Publikums für etwas, das musikalisch medioker und inhaltlich fragwürdig daherkommt, bloß, weil es von zwei Kultfiguren der Indie-Szene kommt.

Wer hören will, was man voll avantgardesk und mega abseits des Mainstreams mit einem Piano anstellen kann, der höre lieber das neue Hauschka-Album, als zwei eitlen Männern bei ihrer Glorifizierung von Ruhm und Stardom zuzuhören.

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