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Das ist ein Privileg, das man nutzen sollte – British Sea Power im Interview

Nach intensiven Soundtrack-Ausflügen (“Man Of Aran”, “From The Sea To The Land Beyond”), der Re-Issue-Veröffentlichung ihres Debütalbums “The Decline Of British Sea Power”, sowie dem Brass-Orchester-Experiment “Sea Of Brass” kommen British Sea Power dieser Tage endlich mit ihrem heißersehnten neuen Studioalbum “Let The Dancers Inhirit The Party” um die Ecke.

Das in Sussex, London und auf der Isle of Skye aufgenommene Album katapultiert die Briten in puncto Sound wieder zurück zu den Anfangstagen. Kurz vor dem Release-Date trafen wir uns in Berlin mit dem Keyboarder und Gitarristen Martin Noble und plauderten über herausfordernde Nebenschauplätze, die Rückkehr zum musikalischen Ursprung und den Schlüssel zum Weltfrieden.

MusikBlog: Martin, nach drei Projekten außer der Reihe habt ihr nun endlich wieder ein neues Studioalbum am Start. Wie fühlt sich das an?

Martin Noble: Es fühlt sich gut an, als wäre man nach einer langen Reise wieder zu Hause. (lacht) Die beiden Soundtracks und das Brass-Orchester-Album waren unheimlich wichtig für die Entwicklung der Band. Das waren tolle Erfahrungen. Aber die Produktion eines regulären Studioalbums ist dann doch nochmal etwas anderes. Man fokussiert sich wieder auf die Essenz, auf den Ursprung dessen, was eine Band ausmachen sollte: die Fähigkeit, eigene musikalische Ideen in Songs zu verpacken, die das große Ganze repräsentieren. Diese Magie ist einzigartig.

MusikBlog: Was ist das Magische an der Produktion eines Soundtracks?

Martin Noble: Es ist ein ganz anderes Arbeiten. Man setzt sich nicht hin und konzentriert sich auf bewährte Schemen. Es geht nicht um Strophen, Refrains und Brücken. Man muss versuchen, die Musik in Bildern zu sehen. Das ist eine große Herausforderung.

MusikBlog: Ist es euch schwer gefallen, danach wieder in den Normal-Modus zu schalten?

Martin Noble: Nicht wirklich. Wir waren relativ schnell wieder drin. Da war die Vorfreude einfach zu groß. Das hätte gar nicht anders laufen können. (lacht)

MusikBlog: Lass uns über den Sound reden. Ihr habt euch diesmal für den Rückwärtsgang entschieden. Und das meine ich gar nicht negativ. Trotz der Vintage-Anleihen klingt das Album nämlich unheimlich frisch. Wie kam’s dazu?

Martin Noble: Nun, nach den ganzen zurückliegenden Projekten, die uns in neue Territorien führten, war es uns wichtig, wieder auf den Boden zu kommen. Da schwirrten jetzt keine konzeptionellen Gedanken umher. Es gab keinerlei Grundsatzdiskussionen. Es war irgendwie von vornherein klar, dass es in diese Richtung gehen wird. Die ersten Demos haben sofort die Richtung vorgegeben. Das war ein unheimlich spannender Prozess. Wie gesagt, keiner kam mit konzeptionellen Ideen um die Ecke. Wir legten einfach los. Und als wir dann die ersten Demos fertig hatten, waren alle total happy. Genauso sollte das Album klingen. Wir haben dann noch ein paar cineastische Arrangements mit in den Topf geworfen, und dann hatten wir’s.

MusikBlog: Lief es beim Texten ähnlich rund?

Martin Noble: Naja, die Texten schrieben sich diesmal fast von selbst. Ich meine, man muss ja nur die Augen öffnen. Überall auf der Welt herrscht Chaos. Donald Trump, der Brexit: Das sind natürlich perfekte Aufhänger für kritische Texte. Aber es geht nicht nur um einzelne Personen, oder bestimmte Ereignisse. Es geht vielmehr um die Gesellschaft an sich. Ich denke, wir müssen aufhören, nur vor der eigenen Haustür zu kehren. Ich meine, was bringt der schönste Vorgarten, wenn drei Meter weiter alles in Schutt und Asche liegt? Die Leute müssen sich bewusst werden, dass wir nur gemeinsam aus dieser Misere wieder rauskommen. Globales Denken und Handeln ist der Schlüssel.

MusikBlog: Kann Musik da etwas bewirken?

Martin Noble: Natürlich. Musik funktioniert überall. Ein guter Song erreicht alle Menschen, egal, welche Hautfarbe sie haben, oder an welchen Gott sie glauben. Das ist einfach so. Es gibt einfach Dinge auf der Welt, auf die sich alle Menschen einigen können. Musik gehört dazu.

MusikBlog: Wie geht ihr mit dieser Verantwortung um?

Martin Noble: Wir sind froh darüber, dass wir einen kleinen Teil dazu beitragen können. Uns ist wichtig, dass die Leute mit unserer Musik eine gute Zeit haben. Das steht an erster Stelle. Aber wir wollen auch zum Nachdenken anregen. Dabei geht es nicht um den erhobenen Zeigefinger, sondern nur darum, die eine oder andere Entwicklung vielleicht mal zu hinterfragen. Als Musiker kommt man viel rum. Man lernt Menschen und Orte auf der ganzen Welt kennen. Das ist ein Privileg, das man nutzen sollte. Wir versuchen das. Das ist uns wichtig.

MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.

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