“Do you like Rock Music?” ist heute nicht nur eine extrem schwer zu beantwortende Frage, sondern auch Titel des bis dato erfolgreichsten Albums von British Sea Power. An jener Platte, die 2008 das Licht der Welt erblickte, muss sich seitdem nicht selten das Schaffen der Band messen.

Zugegeben: Exportschlager ist Britpop mittlerweile schon lange nicht mehr. Ganz zu schweigen davon, dass die Zölle für ihn in naher Zukunft steigen könnten. Die düsteren Entwicklungen der Politik Großbritanniens sind gelegentlich auch Thema auf dem mittlerweile sechsten Studioalbum der Südengländer.

“Let The Dancers Inherit The Party” offeriert trotzdem euphorischen Indierock. Wenn auch nicht auf ganzer Strecke: Für die Fanfaren von Oasis-Jüngern ist der weiche Gesang von Scott Wilkinson vermutlich immer noch zu gediegen und echter Schweißperlenrock à la Kasabian hat es bei der Band ebenfalls noch nicht ins Repertoire geschafft.

Macht aber nichts: British Sea Power setzen mit shoegaze-affinen Stücken wie “Electrical Kittens” oder dem wunderschönen “The Voice Of Ivy Lee” vielmehr auf Melodie und dezente New Wave-Versatzstücke. Damit knüpft die Gruppe an ihren nonchalant verträumten Vorgänger “Machineries Of Joy” an, wenngleich dessen melodisches Niveau auf ganzer Länge nicht erreicht werden kann.

Gesangliche Ausbrüche wie in “Saint Jerome” sind die Ausnahme. Die der Band oft nachgesagten Postpunk-Züge werden auch in “Don’t Let The Sun Get In The Way” eher in Schach gehalten. Das macht “Let The Dancers Inherit The Party” alles in allem eine Spur zu gezügelt und seicht.

Dabei liegt die Stärke von British Sea Power genauso auch in leicht ruppigen, britisch ungezügelten Stücken wie “Keep On Trying”, in dem Wilkinson seine zum Sextett gewachsene Gruppe im Refrain unentwegt als “Sechs Freunde” ankündigt. Erinnern wir uns an Art Brut oder auch zuletzt Pete Doherty: Englische Derbheit singt deutsche Zeilen – klingt immer kantig charmant.

Doch die verwaschenen Streicher und reduzierten Klaviertupfer vom Abschlusstrack “Alone Piano” erinnern eher an skandinavische Neofolkbarden denn an britische Ikonen, die für British Sea Power immer Auslegefolie waren.

Man ahnt es: Diese Band hat schon an etlichen Soundtracks mitgewirkt. Mittlerweile vermischt sie dieses Faible mit ihrer eigentlichen Hauptberufung. Stürmische Seefahrerei klingt anders, aber dafür auch nicht so elegant. “Do you like Rock Music”? Ja, schon. Aber was war das nochmal?

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