Kaum eine Band hat sich so ins kollektive Bewusstsein gespielt wie Depeche Mode. Hits wie “Enjoy The Silence”, “Personal Jesus” oder “Everything Counts” sind generationsübergreifende Hymnen für die Ewigkeit. Daher stellt sich die berechtigte Frage: Was kann der 14. Longplayer “Spirit” von Dave Gahan, Martin L. Gore und Andrew Fletcher?

Eine ganze Menge, denn Depeche Mode haben auf Altbewährtes gesetzt, ohne dabei redundant zu klingen. Unterstützung gab es von Produzent James Ford von Simian Mobile Disco, der auch schon mit den Arctic Monkeys und Florence + The Machine zusammen arbeitete.

Auf “Spirit” werden dunkle Synthies, tanzbare Beats und melodramatische bis misanthropische Texte zu zwölf Tracks verwoben. “Going Backwards” ist der fatalistische Opener mit einem guten Spannungsbogen, in dem Dave über den gesellschaftlichen Rückschritt und die innere Leere singt. Geschrieben wurde das Lied, wie die Mehrheit der Tracks auf dem Longplayer, von Martin L. Gore.

Mit Karl Marx-Bärten verkleidet und in einem Hinterhof stehend, wollen Depeche Mode von uns im Musikvideo wissen: “Where Is The Revolution“? In dem Song wird offen gefragt: Wer trifft eigentlich deine Lebensentscheidungen? Deine Religion, deine Regierung, dein Land – oder doch am Ende du? So ein Song darf in Zeiten der ErdoTrumPens nicht fehlen. Ganz verzweifelt lässt uns das Trio nicht zurück, denn: “The train is coming, So get on board”.

“The Worst Crime” schließt thematisch direkt an, es geht um törichte Anführer, falsche Informationen und ungebildete Leser. Passend dazu sieht man auf dem Albumcover fünf marschierende Beinpaare und sechs Flaggen, alles in schwarz auf grauem Hintergrund. Entworfen wurde das Artwork wieder einmal von dem großartigen Anton Corbijn.

Die sleazy Nummer “You Move” und das irgendwie walzerige “Poison Heart” gehen in eine weniger politische Richtung, eher von der Bar ins Bett. Man hat sofort das Bild vorm inneren Auge, wie der charismatische Frontmann bei der anstehenden “Global Spirit Tour” über die Bühne gockelt – und das Publikum in sich verliebt macht.

Voller tiefer (Vater-) Liebe ist “Eternal”, eine Ballade, die Martin L. Gore geschrieben und eingesungen hat.

1987 hat Dave Gahan noch die Versöhnungsfahrt mit seinem besten Freund in “Never Let Me Down Again” angetreten, 30 Jahre später schließt sich der Kreis. Er singt in dem Titel “No More (This Is The Last Time)”: “One more ride I can’t explain (…), We stop and start again, (…) This is the last time I say goodbye”.

Ein solides und tanzbares Werk ist “Spirit” geworden. Nein, einen ganz neuen Sound haben die Pioniere des Synthie-Rock für diese Platte nicht erfunden, aber ein stimmiges Album aufgenommen, das den Klassikerkatalog um einige Perlen anreichern wird.

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