Allerhand Bekanntes zitiert die Engländerin Natalie Rose Findlay, kurz einfach Findlay, auf ihrem Debüt-Album „Forgotten Pleasures“ an. Als ein erster Intertext kann wohl der Album-Titel selbst gelesen werden, wobei sich die Joy-Division-Referenz vor allem im Grafischen ihres LP-Covers verdichtet. Auf die Musik lässt sie sich absolut nicht übertragen. Da ist kaum Melancholie auf „Forgotten Pleasures“, maximal ein bisschen Trägheit.
Auch zu finden ist ein Nina-Simone-Zitat („Don’t Let Me Be Misunderstood“). Während die Mitte der Sechziger noch darum bittet, nicht missverstanden zu werden, singt Findlay, die sich in ihrem Song „Greasy Love“ vielleicht auch eher an die Animals-Version des Songs hält: „Oh Lord, I was born to be misunderstood“. „Greasy Love“, so hatte übrigens auch schon eine von Findlays zwei veröffentlichen EPs geheißen.
Mit „Junk Food“, zumindest mit dem zughörigen Video, stellt sich Findlay auch in eine Tierrechts-Tradition, die ja im Pop durchaus vorhanden ist. Kreischen auf „Meat Is Murder“ von den Smiths die Kühe zum Beginn der Platte akustisch, setzt Findlay die bloß für den Fleischkonsum gezüchteten Tiere visuell in Szene. Sie ist Vegetarierin und macht keinen Hehl daraus. Im Gegenteil. Wer nach dem Schauen des Videos wirklich noch Bock auf einen tierischen Burger hat, muss recht schmerzfrei sein.
Neben der Animal-Rights-Botschaft scheint Findlay dann in „Junk Food“ auch noch eine Kritik an den Ansprüchen an weibliche Körper loswerden zu wollen. Diät-Produkte kommen jedenfalls nicht gut weg und auf ein Kellogs-Endorsement wird sie wohl nicht mehr setzen.
Bei aller Kritik an den Beach-Body-Anforderungen: Findlay lässt im Video trotzdem normschöne Frauen im Bikini tänzeln und sich (gegenseitig) ’sexy‘ mit Ketchup einschmieren. Naja. Währenddessen sind die Typen in der Band übrigens alle angezogen. Die im Promo-Zettel herbeizitierten Riot-Grrrl-Bezüge rücken in weite Ferne. Very feminist ist das jedenfalls nicht.
Was man Findlay aber lassen muss, ist dass sie auf „Forgotten Pleasures“ eine krasse Bandbreite zeigt. Mal erinnern ihre Stimme und der Sound wirklich an PJ Harvey („Wild & Unwise“), mal an Lana Del Rey („Forgotten Pleasures“) und dann wieder an I Blame Coco („Stoned And Alone“).
Alles in allem ist das Album was für Leute, die sonst gern auch mal auf Shuffle Mode hören.