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The Black Angels – Death Song

Nun also doch. Da verweigerten The Black Angels vier Alben lang das Naheliegende, um uns beim lang erwarteten fünften Streich endlich das Wortspiel zu geben: Das nach dem Velvet Underground Song „The Black Angel’s Death Song“ benannte Quintett aus der heimlichen Musikhauptstadt der Vereinigten Staaten, Austin, Texas, nennt ihr fünftes Album also endlich „Death Song“.

Aber davon mal abgesehen: Die, nach meiner befangenen Meinung nach, derzeit beste Psychedelic-Rockband der Welt ist endlich wieder da! Vier Jahre gingen ins Land seit „Indigo Meadow“, nur die viel zu kurze „Clear-Lake-Forest“-EP gab es als Zwischendurch-Häppchen.

Alex Maas, Stephanie Bailey, Christian Bland, Kyle Hunt und Jake Garcia sind nicht nur Eckpfeiler der wohl fruchtbarsten, vitalsten und kontinuierlichsten Psych-Rock-Szene der Welt. Mit seinem Underground-Label und Kulturverein Reverberation Appreciation Society und dem Levitation-Festival, dem ehemaligen Austin Psych Fest, ist vor allem Bandleader und Sänger/Bassist Alex Maas eine tragende, dabei völlig unprätentiös auftretende und zurückhaltende, Zentralfigur im musikalischen Kulturbetrieb der wirkungsmächtigen kleinen Musikmetropole Austin.

Die Aufnahmen zum neuen Album fielen in die Zeit des unsäglichen Endspurts des letzten US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes – dessen Ausgang ist nicht nur Kulturschaffenden allzu bekannt. Dementsprechend enthält der Albumtitel eine tiefere Dimension als bloßes Referenzspiel.

„Death Song“ ist das politischste Album einer sonst völlig unpolitischen Rockband geworden. Vor allem „Currency“ und „Grab As Much (As You Can)“ legen von jenem finsteren Wolkenhimmel Zeugnis ab, welcher in den Köpfen der allermeisten Kulturschaffenden aufgezogen ist, seit ein verantwortungsloses, bockiges und millionenschweres zutiefst kapitalistisches Kind die USA als Präsident regieren darf.

Insgesamt zeigt „Death Song“ enorme Düsternis-Tendenzen ohne – und das war immer ein Wert dieser Band – Depressions-Dudelei zu sein. Die Trip-Haftigkeit, mit der sie sich die ersten drei Alben so abgearbeitet haben, ist, wie beim 2013er „Indigo Meadow“, einem großräumigeren Rahmen gewichen.

Na klar ist es noch immer feinster Psych-Rock, den The Black Angels machen, aber die kontinuierliche, im positiven Sinne monotone Grundstimmung, eines klassischen Trip-Albums fehlt auch wieder bei „Death Song“.

Vielschichtig, mit diversen Tempi spielend, dröhnende Rock-Riffs und manische Bass-Läufe wohlbedacht einsetzend: The Black Angels sind in Bestform zurückgekehrt und beschränken sich nicht auf eine Facette ihres Rock-Spektrums.

Deshalb braucht „Death Song“ Zeit, im Hörer zu gedeihen und vollends seine Wirkung zu entfalten. Auch wenn der Himmel über diesem Album bedrohlich dunkel und zugezogen erscheint, macht es trotzdem glücklich, so grandios ist es.

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