Marteria und die Außerirdischen. Damit kennt sich der Rostocker in Figur unseres grünen Freundes Marsimoto bestens aus. Demzufolge ist von Insiderwissen auszugehen, wenn der Rap-Antistar seinem neuen Album den Namen des Ortes verpasst, an dem 1947 ein Ufo erschien.

Galaktischer Kämpfer auf dem Cover, „Aliens“ gemeinsam mit Teutilla (aka Arnim Teutoburg-Weiß von den Beatsteaks) als Vorab-Auskopplung und die Area 51 in die Heimat verlegt: der kosmische Hol- und Bringedienst scheint vor der Tür zu stehen.

Angesichts der zur Sau gemachten Erde wäre es tatsächlich an der Zeit, den Planeten zu wechseln. Marteria dreht daraus seine reflektierenden Wortspiele (oder die „Bob Marley Lunte“) mit Regional-Kolorit, ohne sich dabei zum Aggrokasper mit Vollstrecker-Attitüde zu machen.

„Scotty Beam Mich Hoch“ wäre ein bequemer Weg, um von hier zu verschwinden. Dann wäre es aber für umsonst gewesen, dass Marteria unlängst nach übermäßigem Alkoholkonsum mit entsprechenden Organausfällen beinahe unfreiwillig abgetreten wäre, eine in “Tauchstation” aufgearbeitete Grenzerfahrung.

Es groovt, loopt und puncht. Keiner Bass-Line aus dem Weg gehend gilt es, den Umständen zu trotzen, selbst wenn „El Presidente“ und Konsorten dies notorisch verhindern wollen. Zu dem brummenden Sprechgesang, der „OMG!“ oder „Kids“ zu Ohrwürmern machte, mischen sich auf “Roswell” andere, hellere Töne.

Aber „Das Geld Muss Weg“, Kapitalisten sowieso, die Zeit muss genossen werden wie eine Fahrt im „Cadillac“, die hier klingt wie ein Buena Vista Social Rap. Marteria positioniert sich politisch eindeutig und nimmt sich am Ende auf “Elfenbein” mit Miss Platnum und  Yasha noch die Zeit zum Chillen.

Hoch hatte Marten Laciny die Latte für „Roswell“ selbst gelegt. Kein Problem für den leidenschaftlichen Angler. Gemeinsam mit der The Krauts-Crew hat er das große Hip-Hop-Einmaleins mit ein wenig Prodigy und der Aura von Bowies “Black Star” gekreuzt. Damit ist wieder ein Album entstanden, welches Maßstäbe für den deutschen Hip-Hop neu definiert.

Marteria zeigt sich auf „Roswell“ alles andere als aus Antimaterie oder kurz vor dem Abflug. Zu Beginn der Festivalsaison kündigt die Platte eher organisches Brodeln vor und auf der Bühne an. Schon auf den geheimen Headliner beim Kosmonaut getippt? Ok, war er ja schon einmal, vielleicht sind es ja doch die Beginner

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Marteria – 5. Dimension

Album

Zugezogen Maskulin – 10 Jahre Abfuck

Album

OK KID – Sensation

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke