Ziemlich genau vor einem Jahr war im Täubchenthal das Konzert von The Kills aus Krankheitsgründen abgesagt worden, gestern Abend stand endlich der Ersatztermin auf dem Saalplan, der auch zum Vollzug gebracht wurde.
Das lange Warten hatte sich doppelt gelohnt, einerseits in Erwartung auf einen fulminanten Auftritt des britisch-amerikanischen Duos, andererseits, weil vor einem Jahr die Husky Loops aus London noch nicht als Support dabei gewesen wären.
Die legten mit der Spielfreude von Teenagern im Probekeller einen irren Auftritt zwischen The Hives, Marvin Gaye Sample und Iron Maiden Gitarrensoli hin, der einem Warm-up Job mehr als gerecht wurde. Ohne erkennbare Songstrukturen und mit für Italiener erstaunlichem Liam Gallagher Slang hatten sie mit den Nummern ihrer Debut-EP „TEMPO“ in deren Wortsinn nach einer guten halben Stunde ein dickes Ausrufezeichen gesetzt.
Kurz nach neun kommen The Kills die Bühne. Alison Mosshart umgibt dabei die Aura einer Raubkatze, der dominant-provokante Blick ins Publikum lässt keinen Zweifel: hier hat jemand richtig Bock.
Mit dem ersten Akkord von der Leine gelassen, knallt sie mit ihren Kollegen dem ausverkauften Haus „Heart Of A Dog“ von der aktuellen Platte um die Ohren, um sofort „U.R.A. Fever“, einen Klassiker von „Midnight Boom“, und den Debütalbum-Smasher „Kissy, Kissy“ nachzulegen.
Die Weichen sind gestellt, diesem Mix wird das Set in seinem Verlauf folgen. Den von Jamie Hince zum Teil im russischen Selbstexil geschriebenen neuen Stücken folgen Gassenhauer aus ihrem inzwischen reichhaltigen Fundus.
Wer so viel auf Lager hat, ist aber auch schon das ein oder andere Mal auf Tour gewesen und trotz aller Funken, die zwischen den Protagonisten nach wie vor sprühen: Routine ist inzwischen mit am Start.
Das schränkt aber den Energiegehalt der Show auf keinen Fall ein, die Fans sind ohnehin aus dem Häuschen. Von Minimalismus keine Spur, mit ihren beiden Unterstützern powern der ehemalige Kate Moss Gatte Hince und die The Dead Weather Gastsängerin Mosshart mit dem Volumen der vollen Bandstärke.
Ihre Laufwege auf der Bühne stimmen, sie klingen roh, sie klingen laut, sie klingen dreckig, manchmal erkennt man Querverweise zu Boss Hog. The Kills kokettieren mit Hip-Hop, schlängeln sich mit sexy Hüftschwung durch das Pop-Habitat, dazu schüttelt Mosshart ihre Mähne wie Doro Pesch vor 30 Jahren, gewinnt mit ihrem Mikrofonständer locker jeden Pool-Dance Contest.
The Kills sind Profis und Profis liefern wie bestellt, eine makellose Aufführung vom ersten bis zum letzten Ton macht aus dem Konzertabend das erwartete Highlight. Nicht zu vergessen, dass auch Husky Loops daran einen maßgeblichen Anteil hatten.