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BRKN – Einzimmervilla

Ein lupenreiner Rapper ist BRKN nicht. Eher Grenzgänger zwischen R`n`B, Soul und Swing, mit ausgeprägter Hip-Hop Affinität. Für das gänzliche Abtauchen in die Hoodie- und Spraydosengeklapper-Szene war die Sozialisation des Andac Berkan Akbiyik vielleicht zu akademisch geprägt. Der Vater Therapeut, die Mutter Pädagogin, der Sohn hochbegabt, in der Schule Jahrgänge überspringend wurde er später zum multilingualen Architekturstudenten.

Berkans Obsession war aber die Musik, speziell die großen US-Soul Player vom Kaliber eines D`Angelo oder Frank Ocean hatten es ihm angetan. Erste musikalische Basteleien mit Said und Mach One, später die Chance, sich im Keller seiner Ex-Kita solo auszuleben. Richtig vorwärts ging es dann als Support von seinem Homie Alligatoah, gipfelnd in dem letztjährigen Debüt „Kauft Meine Liebe“.

Zugegriffen haben einige, noch blieb es für ihn beim „Ein Zimmer“-Apartment. Aber ein BRKN ist schließlich niemand, der sich mit BlingBling beschäftigt, sondern sich voller kreativer Hingabe seinen Stücken widmet. Aber so ein bisschen größere Räumlichkeiten…

Die neue Platte wird beim Umzug helfen. Hat sich Opener „Eine Million“ erst einmal eingeorgelt, startet der charmante Soul einen Frontalangriff auf das Tanzbein: „Der Junge Ist Fresh“ hört man – einen weiteren Beweis, als diesen Song braucht es dafür kaum.

Der Multiinstrumentalist arrangiert ein Kontrastprogramm von der vollen Breitseite des Bigband-Formats in „Ihr Verdient Es“ bis zum einsamen Piano in „Glückssträhne“ und erzählt dabei Storys im lockeren Plauder-Modus, garniert mit einer großen Kelle Kiez-Charme. „Kennste einen, kennste alle“, wie er früher reimte hat keine Chance.

Der Kreuzberger feilt wie auf dem Vorgänger fleißig an seinem Alter Ego. Ein multitalentierter (der außer seiner Musik auch als Conférencier die Show „BRKN, Dicker“ betreibt), aber mittelloser Künstler berichtet von der Orientierungslosigkeit der Multimedia-Generation und dem Erkennen des Wesentlichen im „Promo“-Leben und dem „Nach Hause“ kommen.

Möge die Platte mehr Aufmerksamkeit erlangen als sein Auftritt beim Sputnik Spring Break, der witterungsbedingt weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Seine „Einzimmervilla“ ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

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