20 Jahre Highfield. Zum Jubiläum dieses Top-Events nahe Leipzig hatten die Veranstalter dick aufgetischt. Das hochkarätige Line-up, was durchaus für zwei Festivals gereicht hätte, bestand aus einem gut durchwachsenen Genre-Mix der bei Hip-Hoppern, Indie-Rockern und Mainstreamern gleichermaßen gut ankam. Ntürlich war die Party am Störmthaler See ausverkauft.

Neonschwarz machten am Freitag den Anfang und wenn es bei knapp 30 Grad überhaupt eines Warm-Up`s bedurfte, erledigten OK Kid, Milliarden, Montreal und Raf Camora & Bonez MC diesen Job hervorragend.

Schwüle und Bier führten allerdings früh bei dem ein oder anderen zu Gast zu ersten Ausfallserscheinungen und animierten zu allerlei Schabernack. Dass es weh tut, wenn man beim Versuch in eine Mülltonne zu springen deren Kante trifft, merkt man aber schließlich erst, wenn man wieder nüchtern ist.

Überhaupt erinnerte das Treiben auf dem angrenzenden Besucher-Habitat in Sachen Verkleidung und Benehmen wieder an das „The Bad Touch“ Video der Bloodhound Gang. Egal, Malle ist nur einmal im Jahr, Highfield auch.

Zum ersten Mal so richig ernst wurde es, als Irie Révoltés auf der Green Stage ihre multilinguale Ska-Punk-Reaggea Session zündeten. Leider gab es hier bereits sorgenvolle Blicke zu dem sich zusehends verdunkelnden Himmel. Nebenan hatten die 257ers noch nicht einmal Holz aufgestapelt, als die unmissverständliche Durchsage die Unterbrechung der Veranstaltung ankündigte und zum geordneten Rückzug aufrief.

Der gelang, aus der vorhergesagten einstündigen Pause wurden schnell zwei und bald die traurige Gewissheit: die Auftritte des schwitzenden Braunschweigers Bosse fielen der Witterung genauso zum Opfer wie der Rap-Kabarett des Alligatoah. Auch Billy Talent blieben nur auf den T-Shirts ihren Fans präsent.

Wenigstens Clueso, der nach seinem Neuanfang praktisch klingt wie vorher, ließ es sich nach Wieder-Freigabe des ordentlich gefluteten Geländes dann nicht nehmen, zu fragen, ob denn alle noch „dabei“ waren („Gewinner“).

Man war und die Beginner, die gerade erst den Rest ihrer Tournee auf das kommende Frühjahr verlegt haben, retteten, was am ersten Tag zu retten war. Ohne Anzeichen von Tourmüdigkeit legten die Hanseaten, noch vor kurzen geheimer Headliner auf dem Kosmonaut, den gewohnt fetten Gig auf die glitschige Bühne.

Das Wetter versöhnte am Samstag für den Regen des Vorabends und sorgte dafür, dass das arg ramponierte Geläuf wenigsten partiell abtrocknete. Die verbliebenen Schlammsuhlen wurden derweil reichlich zu Peelingzwecken genutzt.

Am Nachmittag unterhielten u. a. Turbostaat mit ihrem intelligenten Deutsch-Punk, SXTN mit derben Rhymes und der diesjährig dauerpräsente Hip-Hop-Hero Fatoni vortrefflich. Die Stimmung war entsprechend, da störte es nicht weiter, dass die Bläsergruppe von den Mad Caddies immer einen Song voraus schien und von den Feiernden sich vermutlich keiner der Sookee-Frage „Einsame Insel oder Untergrund?“ stellen mochte.

Bengalos und Hansa Rostock Fahne können nicht täuschen: Feine Sahne Fischfilet waren mit dem gewohnt politisch engagierten Auftritt am Start, der einen sehr emotionalen Abschluss mitsamt der Familie von Sänger Monchi fand.

Anlass-bedingt gab es in diesem Jahr noch einmal verschärfteren Einlasskontrollen. Als es allerdings zur samstäglichen Stoßzeit zum Pulk an den Schleusen kam, wurden die Besucher kurzerhand ohne Check herein gewunken – ein Beweis für das Vertrauen zwischen Security und Besuchern auf dieser friedlichen Veranstaltung.

Thees Uhlmann mit seiner Band hatte richtig Bock. Sein hemdsärmliger Geradeaus-Rock umfasste Highlights der letzten beiden Solo-Platten, Tomte Material und neue Songs. Über die Everybody-Darlings Milky Chance, Klamauk von SDP, Elektro-Pogo der Audiolith-Helden Frittenbude und den Oben-Ohne Rock von Biffy Clyro steuerte der Abend auf seinen Höhepunkt zu. Der Samstag gipfelte in der Traumkombination Kraftklub/Casper – das hat gesessen.

Den Sonntag nutzen zu früher Stunde etwa Van Holzen oder Heisskalt, um sich einem breiteren Publikum zu präsentieren. Die Durchstarter Von Wegen Lisbeth haben seit ihrem diesjährigen Debütalbum bereits Sogwirkung, die gestandenen Donots sowieso.

Auch The Offspring haben noch Druck auf dem Kessel und ließen nicht nur wegen dem Rausschmeißer „Self Esteem“ wehmütig an Zeiten denken, als auf MTV noch Musik lief.

Dunkle Wolken über dem Areal kündigten wiederum von nichts Gutem. Dieses Mal von keinem Unwetter aber von einem weiteren Headliner-Aus. Placebo waren zwar vor Ort, mussten aber krankheitsbedingt kurzfristig passen.

Die Toten Hosen spielten deshalb früher und vor allem länger. Getriggert von ihren letzten Veröffentlichungen auf der selben Dudelradio-Playlist gelandet wie die vorneweg spielenden Silbermond, zeigten die Urväter – allen voran Campino – live allerdings nachdrücklich, dass der Punk-Rock-Hammer noch immer dort hängt wo er hingehört – in Düsseldorf.

Ein großes Finale eines großen Festivals.

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