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INHEAVEN – Inheaven – Just like Inheaven

Sonntag, 21.00 Uhr in den Neunzigern. „120 Minutes“ hieß der von Paul King moderierte Pflichttermin auf MTV.

Wer wissen möchte, was dort zwei Stunden lang rotierte, dem sei das Debütalbum von INHEAVEN ans Herz gelegt. Die Band aus dem Süden Londons komprimiert in 12 Songs, was damals das Maß aller Indie-Dinge war. Kein Wunder, nennen sie mit den Smashing Pumpkins, Sonic Youth oder The Cure Ikonen dieser Zeit als wesentliche Bestandteile ihrer musikalischen Sozialisierung.

Was nicht bedeutet, dass aus diesen zeitlosen Zutaten nicht eine eigene Suppe gekocht wird. Die im DIY-Modus entstandene Sound-Spirale aus Post-Punk, Dream-Pop und Grunge entwickelt sich zu einem Sog, in dem Emotionalität, Drama und Rebellion ausgelebt wird, und in dem das Quartett mit purer Spielfreude brilliert.

Mit The Strokes Frontmann Julian Casablancas, der ihre erste Single “Regeneration” auf seinem Label Cult Records veröffentlicht, haben INHEAVEN bereits einen glühenden Verehrer gefunden. Nicht wenige sehen die Band bereits in den Next-Big-Thing Fußstapfen von Wolf Alice unterwegs.

Die Gitarren von James Taylor und Jake Lucas dürfen sich noch ungehobelt austoben und erinnern an The Raveonettes, der Bass von Chloe Little klingt wie ein Klon aus den Instrumenten von Kim Deal und Kim Gorden, das Schlagzeug von Joe Lazarus ist mit dem Hall einer leeren U-Bahn Station unterlegt.

Da nörgelt sich das Saiteninstrument durch „Regeneration“, als wären die Pixies leibhaftig am Werk, hört sich der Background-Chorus der „Stupid Things“ nicht nur wegen seiner Wortwahl an wie der Refrain von The Jesus and Mary Chains „Just Like Honey“, ergießt sich das Quartett passagenweise in breitwandigem Shoegaze von Spiritualized-artiger Qualität.

Das thematische Treiben zwischen Scheitern und Hoffen wirkt am intensivsten, wenn die Stimmen von James Taylor und Chloe Little (letztere ermutigte ihren Duett-Kollegen überhaupt erst dazu, ans Mikrofon zu treten) den Girl/Boy-Wechselgesang verlassen und zu einem bipolaren Organ verschmelzen.

Retro-Platte oder Hipster-Mugge? Egal. Es ist der Stoff, aus dem immer noch Indie-Träume gemacht werden.

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