Interpol waren einmal so relevant wie die tägliche Mahlzeiten. Sie begleiteten einen in die Tiefen des Lebens und aus diesen auch wieder hinaus, und waren tatsächlich für einen Moment die einzig legitimen Nachfolger von Joy Division.

Insbesondere ihr Debütalbum „Turn On The Bright Lights“ von 2002 (welches der Autor übrigens von einem guten Freund zum Geburtstag geschenkt bekam, als die Band nur Insider kannten) bewegt sich soundmäßig – anders als der Titel suggeriert – jenseits der Helligkeit und ist nicht für zur Depression neigende Hörer geeignet.

Die Veröffentlichung dieses Meilensteins jährt sich in diesem Jahr zum 15. Mal und ist Anlass für eine besondere Tour der Band weltweit, die gestern ihren einzigen Deutschland-Stop in der Münchner Muffathalle einlegte.

Diese war bereits seit Wochen ausverkauft und somit eine gute Wahl, nachdem das Zenith beim letzten Aufenthalt der Band in 2011 nicht einmal zur Hälfte gefüllt war.

Angekündigt (und mit gemischten Gefühlen erwartet) war das komplette Album auf der Setlist, was wohl so auch an anderen Spielstätten durchgezogen worden war. Umso überraschender, dass Interpol mit „Not Even Jail“ vom 2004er „Antics“ beginnen, einem der besten Songs der Band von ihrem besten Album.

Es folgen weitere Stücke von „Antics“ und sogar jeweils eines der letzten beiden Alben („Lights“ vom 2010er „Interpol“ und „All The Rage Back Home“ von „El Pintor„), bevor dann tatsächlich das Jubiläumsalbum vollständig und in exakter Reihenfolge gespielt wird.

Wie auf der Platte sind auch live die ersten vier Stücke die Highlights und der nostalgie-getriggerte Zuschauer fühlt sich zurücktransportiert in längst vergessene Zeiten, just bis an die Grenze zum Melancholischen.

Jetzt erinnert man sich auch wieder, wie gut dieses Album doch tatsächlich (in der ersten Hälfte) ist. Und es tut gut, wie die damit verbundenen Erinnerungen langsam aus dem dunstigen, kühlen Nebel aufsteigen. Nach wie vor nichts für zu labilen Emotionen neigende Zuschauer.

Es folgen die restlichen Songs der Platte und man merkt, dass einige Titel wohl eher selten live gespielt wurden. Manchmal dauert es ein paar Takte (z.B. bei „Say Hello To The Angels“), bis alle Bandmitglieder in Tritt sind. Die emotionale Angespanntheit weicht nun einer entspannten Verharrung.

Zum Abschluß gibt es dann noch ein paar Hits von anderen Alben („The Heinrich Maneuver“ und „Evil“) und die Band beendet das Konzert, wie immer und wie schon während des Auftritts, ohne große Worte.

Die Relevanz von Interpol in meinem Leben ist nach diesem Konzert wieder ein kleines bisschen gestiegen. Ihren permanenten Platz im Alltag werden sie jedoch nicht wieder einnehmen, aber das ist vielleicht auch gut so.

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