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PRAG – Es war nicht so gemeint

PRAG legen ihr drittes Album vor, das erste ohne Nora Tschirner. Es stellt sich somit natürlich unweigerlich die Frage, inwieweit Noras bereits 2015 erfolgter Ausstieg Auswirkungen auf die Musik von PRAG hat. Die lakonische Antwort: Keine.

Bei Liveauftritten wird man die Rampensau Tschirner allerdings schon vermissen, obwohl sie, der Meinung des hier schreibenden Autors nach, dabei mit ihrer extrovertierten Art nicht immer dem entsprach, was die Musik transportieren wollte.

Aber Nora Tschirner hat natürlich einen nicht unerheblichen Beitrag dazu geleistet, dass PRAG aus den Startlöchern und ins (Über)Leben fand. Schade ist ihr, warum auch immer erfolgter, Ausstieg deshalb allemal.

Für den weiblichen Gesangspart hat man mit der Schauspielerin und Sängerin Josephin Busch einen optisch und stimmlich tollen, wenn auch nur temporären, Ersatz gefunden.

PRAG bleiben sich auf „Es war nicht so gemeint“ treu, mit aus der Zeit gefallener Musik, arrangiert und live eingespielt mit Streichern, Flöten, Trompeten.

Die Texte mit Langsamkeit ausgestattet, kratzen sprachlich vermeintlich an der Oberfläche, dringen aber inhaltlich tief ein und bedürfen eines mehrmaligen Hörens, um seine persönliche Wahrheit darin zu finden.

Dies liegt nach wie vor an den zum Nachdenken einladenden Texten von Erik Lautenschläger und den dazu passenden musikalischen Arrangements von Tom Krimi.

Aus Textzeilen, die auf den Vorgängeralben Leonard Cohen huldigten, ist gleich am Anfang bei „Erste Schritte“ Hermann van Veen und Gerhard Schöne geworden, aber das ist mehr als legitim. Wenn alles zu perfekt scheint, wünscht man sich dann eben doch eine „Störung“, um nicht durchzudrehen.

PRAG erzählen von verpassten Gelegenheit im Leben. In „Der Moment“ heißt das zweideutig im Duett „…doch unsere Augen waren nicht scharf.“ oder in „Abgemacht“ wehmütig: “…und dann saßen sie vor der Galerie, ihres ganzen Lebens…. und am Ende schlief immer einer tief, der andere musste Licht ausmachen, denn so war es schließlich abgemacht“.

Selbige ‘Wehmut’ wird dann ins Rennen um das „Schönste Wort der Welt“ mit der ‘Sehnsucht’ geschickt. Die ‘Sehnsucht’ gewinnt und fragt danach gleich in „Ich sehne mich“, wie lange Harrison Ford noch Indiana Jones spielt.

„Ich sehne mich nach Antworten auf letzte Fragen und danach, dass die letzten Fragen etwas offen lassen“, ganz im Stil eines Rainer Maria Rilke: “…Lebe jetzt die Fragen. Vielleicht lebst Du dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antworten hinein.“

Mein Hit: „Es wird anders sein“. Kein Rat ist besser als dieser. Und so geht es im Album immer weiter, Schwermut, Wehmut, Sehnsucht geben sich die Klinke in die Hand. Jeder Song ein Treffer mitten ins Herz, nicht nur derer, die schon seit den 80er Jahren die Welt bewohnen.

Kleiner Wermutstropfen: Ein Knaller wie „Sophie Marceau“ auf „Premiere“ ist auch diesmal nicht dabei. So what!

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