21 Songs, Kollaborationen mit Farin Urlaub, Chad Price, Deichkind, Jamie T und Stereo Total und eine Sound-Mixtur, die keine Grenzen kennt: Die Beatsteaks lassen mit ihrem neuen Album „YOURS“ alle Leinen los. Kurz vor der Veröffentlichung des Albums sprachen wir mit Schlagzeuger Thomas Götz über brennende Fingernägel, Bauchentscheidungen und neue Studio-Erfahrungen.
MusikBlog: Thomas, ihr kommt gerade alle aus dem wohlverdienten Urlaub zurück. Wo hast du dich erholt?
Thomas: Oh, ich war eine Woche in Dublin. Und danach habe ich noch meine Familie in Süddeutschland besucht. Das war mal wieder nötig.
MusikBlog: Akku wieder voll?
Thomas: Zwei Wochen Urlaub reichen mir. Das hat gut getan. Aber jetzt brennt’s auch schon wieder in den Fingernägeln.
MusikBlog: Dieser Tage geht’s erst einmal auf Club-Tour. Eine willkommene Abwechslung zu den großen Hallen-Shows?
Thomas: Mir persönlich ist es eigentlich egal, wo wir spielen. Ich habe überall Spaß. Ich sitze ja immer bequem und sicher hinter meinen Drums. In den kleinen Clubs ist es natürlich so, dass man mit den Leuten vor der Bühne Augenkontakt hat. Da werden selbst die kleinsten Gesten empfangen. Das hat was Inniges. Das gefällt mir immer sehr gut. Aber ich spiele auch gerne auf Festivals oder in großen Hallen.
MusikBlog: Für euer Release-Konzert habt ihr euch diesmal den Admiralspalast in Berlin ausgesucht. Warum?
Thomas: Ach, das war so eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Wir haben alle schon des Öfteren Konzerte dort besucht. Und jedes Mal fiel uns auf, dass in dem Saal einfach eine total schöne Atmosphäre herrscht. In Berlin haben wir ja schon in so ziemlich jedem Club gespielt. Die Columbiahalle ist wie ein zweites Wohnzimmer für uns. Auch das Huxleys ist geil. Aber diesmal wollten wir einfach mal etwas Neues ausprobieren. Naja, und dann haben wir uns halt für den Admiralspalast entschieden.
MusikBlog: Apropos Neues ausprobieren: Ihr bringt mit „Yours“ jetzt ein Album an den Start, dass vor Neuerungen nur so strotzt.
Thomas: Ja, das stimmt. Aber auch hier haben wir komplett aus dem Bauch heraus entschieden. Da steckte jetzt kein Konzept dahinter. Wir hatten diesmal einfach unheimlich viele Demos beisammen, die musikalisch alle in unterschiedliche Richtungen gingen. Da hat man dann zwei Möglichkeiten. Entweder man sortiert aus und einigt sich auf einen roten Faden. Oder aber man stellt sich der Herausforderungen und versucht alles irgendwie unter einen Hut zu bringen. Wir haben uns für Letzteres entschieden.
MusikBlog: Klingt spannend.
Thomas: Das war es auch. Als ich damals in die Band kam, haben wir die ersten beiden Studioalben gemeinsam mit Uwe Sabirowsky aufgenommen. Danach haben wir vier Alben von Moses Schneider produzieren lassen. Diesmal haben wir mit mehreren Produzenten zusammengearbeitet. Das heißt: Wir mussten uns jedes Mal auf eine neue Arbeitsweise einstellen. Das war total spannend.
MusikBlog: Welcher neue Reglerdreher hat denn die größten Spuren hinterlassen?
Thomas: Alle haben einen tollen Job gemacht. Aber wenn ich einen aussuchen müsste, dann würde ich mich wohl für Brezel Göring von Stereo Total entscheiden.
MusikBlog: Warum?
Thomas: Brezel kam mit einem Acht-Spur-Cassettenrekorder zu uns ins Studio und hat gesagt: So Leute, wir nehmen den Song („Velosolex“) jetzt mal mit vier Spuren auf. Er hat dann vier Mikrofone im Raum positioniert, seine Lederjacke über das Gitarrenmikro gehangen, damit der Bass nicht so da rein röhrt, und dann war’s das.
MusikBlog: Oldschool.
Thomas: Aber so was von. Ich meine, andere Songs haben wir mit 25 Mikrofonen aufgenommen. Da hatten wir dann am Ende fünfzig oder sechzig Spuren. Brezel hat mit acht Spuren gearbeitet. Und was heftig war, war die Tatsache, dass es trotzdem cool klang und innerhalb des Albumpakets wunderbar passte.
MusikBlog: Gab es neben den tollen Erfahrungen, die ihr mit den Produzenten und Kollaborationspartnern gemacht habt, auch Situationen, in denen ihr euch etwas unwohl fühltet?
Thomas: Nein, gar nicht. Der einzige Moment, in dem uns der Arsch auf Grundeis ging, war der Augenblick als wir beschlossen haben, dass wir die Kontrolle abgeben. Das war so ein unwirkliches Gefühl. So eine Arbeitsweise kannten wir ja nicht. Und plötzlich flogen Texte von Francoise Cactus, Farin Urlaub den Jungs von Deichkind ins Haus. Und die haben dann auch noch an der Musik mitgeschrieben. Das zuzulassen war die größte Hürde für uns. Als es dann aber in die Vollen ging und wir gemerkt haben, wie geil alles läuft, saßen wir nur noch mit großen Augen da und haben uns gegenseitig vor Freude auf die Schenkel geklopft.
MusikBlog: Da wäre ich gerne dabei gewesen.
Thomas: Ja, das war schon eine tolle Erfahrung. Ich meine, wir sind jetzt schon so lange zusammen. Und irgendwie wiederholen sich natürlich viele Dinge immer wieder. Das lässt sich gar nicht vermeiden. Wenn man dann nach so langer Zeit so viel Neues innerhalb kürzester Zeit aufsaugt, dann ist das schon geil.
MusikBlog: Wer wagt, der gewinnt.
Thomas: Definitiv. Wir haben diesmal wirklich viel gewagt. Und ich bin froh, dass wir es getan haben.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.