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Manchester Orchestra – Live im Gebäude 9, Köln

Manchester Orchestra klangen noch nie so ausgewogen wie auf ihrem aktuellen Album „A Black Mile To The Surface“. Jeder Song ist perfekt in seiner Mitte angekommen. Es wird nie zu ruhig und nie zu wild.

Live aber reizt das Quintett um Mastermind Andy Hull alle Grenzen aus und zaubert so im Kölner Gebäude 9 eine druckvolle Show auf die Bühne.

Völlig im Dunkeln betreten Manchester Orchestra nach dem etwas zu schrägen Alternative-Rock im 90s-Vibe von Slothrust die Bühne. Sowieso könnte man meinen, dass die fünf Männer aus Antlanta, Georgia eine Licht-Phobie haben.

Nach einigen Songs steht das ausverkaufte Gebäude 9 komplett im Dunkeln, während Gitarren gewechselt, gestimmt oder Instrumente getauscht werden. Das dauert auch gut und gerne mal ein, zwei Minuten. Aber stressen lässt sich Andy Hull sowieso nicht.

Während einer ebensolchen Pause nutzt ein Zuschauer mehrfach die Gelegenheit der Stille und fordert lautstark „Pensacola“. Nach dem dritten Mal antwortet Hull mit einem leicht genervten: „Ja, Bruder. Ich hab dich gehört“, woraufhin Jubeln folgt. Den kommentiert der bärtige Frontmann mit einem schlichten: „Ich habe nicht gesagt, dass wir den Song spielen“. Und das tun sie auch nicht.

Denn die Setlist steht ganz im Zeichen des aktuellen Albums. Das passende Cover ziert das Backdropbanner. Manchester Orchestra eröffnen ihre Show genau wie ihr Album mit dem Trio aus „The Maze“, „The Gold“ und „The Moth“.

Wer dazwischen applaudieren will, der muss sich schon anstrengen, denn auch fließende Übergänge sind eines der Trademarks der heutigen Show. Viel mehr als einzelne Songs liefert das Quintett einen großen, fulminanten Spannungsbogen, der alle Nuancen von zerbrechlich zart bis hin zu postrockiger Eskalation beinhaltet.

Man nehme beispielsweise „The River“, den letzten Song vor der Zugabe. Das brachiale Riff, bei dem Bassist Andy Price seinem bewegungsgeladenen Spiel noch die Extra-Schippe obendrauf setzt und Hull den Zuschauern ins Gesicht schreit, wie er es eben nur auf den früheren Alben getan hat, wird abgelöst von einem Moment fast völliger Stille.

Mit zitternder Stimme und nur von seinem eigenen rhythmischen Tippen aufs Mikro begleitet gesteht Hull dann: „I’m gonna leave you the first chance I get“, nur um danach mit der gesamten Band nochmal völlig auszurasten.

Auch zu dem Überhit „I Can Feel A Hot One“ als Zugabe hält das gesamte Publikum den Atem an. Der Kreis schließt sich mit „The Silence“ als letztem Song des Abends. Nach gerade mal 75 Minuten bedanken sich Manchester Orchestra und verlassen die Bühne.

Die Kürze bleibt der einzige Wermutstropfen. Andererseits hat das Quintett in dieser guten Stunde soviel Energie versprüht, dass man das getrost verzeihen kann.

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