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Calexico – The Thread That Keeps Us

Schon einmal eine schlechte Calexico-Kritik gelesen? Die gibt es nicht, vermutlich zu Recht. Denn selbst, wenn Joey Burns und John Convertino nebst ihrer Kombo in den Kompositionen gelegentlich zur Repetition neigen, sind sie doch das gute Gewissen des Wüsten-Rock, ihre Musik der Soundtrack für alle, deren Moral noch nicht vom Zeitgeist mitgerissen wurde.

Allein, was der US-Präsident Nr. 45 im Tagestakt absetzt, böte Text-Material für ein monatliches Doppelalbum. Calexico versuchen, in 15 Stücken die Ängste über die Wirren dieser Tage zu verarbeiten, die weit über das mexikanisch-amerikanische Grenzgebiet hinausgehen.

Einsteiger „End Of The World With You“ gibt die aufgedrehte Pop-Rock Nummer, vor Spielfreude strotzend, und mit fiepsigem Gitarrengequirle den Fuß in wippende Leichtigkeit versetzend.

Mit „Voices In The Field“ folgt der prägende Calexico-Mix aus flimmernder Hitze über staubigen Highways, der mit „Bridge To Nowhere“ seine Fortsetzung findet und damit auch die Suche nach dem Platz, dem Fluchtpunkt, welcher sicherer Hafen in stürmischen Zeiten sein kann.

Der Umzug vom Stammstudio in Tucson nach Kalifornien und das Ende der Zusammenarbeit mit ihrem musikalischen Begleiter Victor Gastelum hinterlässt Spuren. Insgesamt scheint alles weicher, dafür variabler als zuletzt auf „Edge Of The Sun“.

Mit allerlei elektrischen Spielereien durchzogen, fährt „Under The Wheels“, in dem die Bläser kräftig zur Fiesta rufen, vor der bedrohlichen Kulisse der besungenen „war machine“ unwiderstehlich in das Tanzbein.

Ob die romantische Folk-Pop Ballade „The Town & Miss Lorraine“, der Mariachi-Stampfer „Flores Y Tamales“, das funkig georgelte „Another Space“, die staubtrockene Blues-Nummer „Dead In The Water“, das ergreifende „Unconditional Waltz“, die bleierne Sehnsucht von „Eyes Wide Awake“, wo Burns ein bisschen klingt wie Bono in „All I Want Is You“, – es gab schon gleichläufigere Alben dieser Band, „ein bisschen mehr Chaos“ ist es diesmal tatsächlich geworden, wie es die Urheber formulierten.

Nicht nur unter dem fahlen Mond über der Wüste von Arizona ist „The Thread That Keeps Us“ eine „Music-Box“ voller Hoffnungsschimmer.

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