Als Kat Frankie im Jahr 2004 nach Berlin kam, war sie eine von vielen. Mit der Akustikgitarre im Gepäck bot die aus Sydney stammende Sängerin der grassierenden Antifolk-Welle die Stirn. Knapp 15 Jahre später muss Kat Frankie schmunzeln, wenn sie über ihre ersten Hauptstadt-Erinnerungen redet. Mittlerweile ist so viel passiert. Das einstige Mädchen mit der Gitarre ist erwachsen geworden.
Auch musikalisch hat sich im Leben von Kat Frankie viel verändert. Auf ihrem vierten Studioalbum „Bad Behaviour“ geleitet die Wahl-Berlinerin eine facettenreiche Mixtur aus Pop und Soul ins Freie. Die Melancholie der Vergangenheit weicht einer positiven Frische. Kurz vor der Veröffentlichung ihres neuen Studiowerks trafen wir uns mit Kat Frankie in Berlin zum Interview und sprachen über neue Einstellungen, Berlin und das Arbeiten mit offenem Visier.
MusikBlog: Kat, dein neues Album trägt den Titel „Bad Behaviour“. Wann hast du dich das letzte Mal so richtig schlecht benommen?
Kat Frankie: (lacht) Ich glaube, als ich diese Platte aufgenommen habe.
MusikBlog: So?
Kat Frankie: Für mich hat der Albumtitel zwei Bedeutungen. Zum einen geht es um „schlechtes Benehmen“ innerhalb einer Partnerschaft. Und damit meine ich jetzt nichts Oberflächliches. Es geht mir mehr um Manipulation. Und auf der anderen Seite hat der Titel für mich auch eine künstlerische Aussage. Ich wollte diesmal weg von der Melancholie der letzten Jahre. Ich wollte mehr ausprobieren und einfach aus dem Bauch heraus musizieren. Mir war die Meinung von anderen Menschen egal. Ich hatte bei der Produktion diese „I don’t give a fuck!“-Haltung in mir. Das war total spannend und befreiend.
MusikBlog: Bist du von Beginn an so rangegangen? Oder hat sich diese Haltung erst innerhalb des Produktionsprozesses entwickelt?
Kat Frankie: Das Grundgefühl war schon vor den ersten Songskizzen da. „Bad Behaviour“ war der erste Song, den ich für das Album schrieb. Das war der Anstoß. Danach war die Richtung klar.
MusikBlog: In „Bad Behaviour“ stecken unheimlich viel Pop, Soul und elektronische Vibes. Hättest du dir vor 15 Jahren vorstellen können, dass es irgendwann mal in diese Richtung gehen würde?
Kat Frankie: Das ist schwer zu beantworten. Als ich nach Berlin kam, hatte ich nur meine Stimme und meine Gitarre. Mehr war da nicht. Ich hätte gerne mehr gehabt, aber mir fehlten einfach die richtigen Werkzeuge. Dieser Drang, sich auszuprobieren, war aber schon damals vorhanden.
MusikBlog: Welche Werkzeuge meinst du?
Kat Frankie: Instrumente, Skills und Tools, mit denen ich arbeiten kann. Als Kind habe ich zu Songs aus dem Radio gebeatboxt. Ich hatte nur einen Kassettenrecorder und ein kleines Casio-Keyboard. Die Gitarre war mein erstes richtiges Instrument. Danach war ich ständig auf der Suche. Ich wollte all meine Ideen musikalisch umsetzen. Aber ich hatte nur die Gitarre. Irgendwann besorgte ich mir dann eine Loop-Station. Und von da an hatte ich das Gefühl, endlich einen Schlüssel für meine Ideen gefunden zu haben.
MusikBlog: Du hast damals Sydney den Rücken gekehrt, und bist nach Berlin gezogen. Hier wolltest du dich künstlerisch weiterentwickeln. Das hast du geschafft. Ist noch mehr draus geworden?
Kat Frankie: Aus meiner Beziehung zu Berlin?
MusikBlog: Ja.
Kat Frankie: Auf jeden Fall. Ich habe mich damals sofort in die Stadt verliebt. Sicher, auch in Berlin gibt es Ecken und Leute, die nerven und einen runterziehen. Aber im Großen und Ganzen ist Berlin für mich immer noch die geilste Stadt in Europa. Wenn man Musiker ist, dann findet man hier alles, was man braucht. Das ist schon faszinierend.
MusikBlog: Was brauchst DU noch? Wie sieht deine Zukunft aus? Mehr Kollaborationen (Clueso, Get Well Soon, Olli Schulz)? Ein weiterer Eurovision-Auftritt (Kat Frankie trat 2016 in dem Duo KEøMA beim ESC-Vorentscheid an – Anm. d. Red.)?
Kat Frankie: (lacht) Ich weiß nicht. Ich bin für alles offen. Der Auftritt beim ESC-Vorentscheid wurde von vielen Leuten belächelt. Aber ich bin Australierin! Ich meine, wir lieben den Eurovision Song Contest. In Australien sitzen immer alle gespannt vor dem Fernseher, wenn es um den einen Song für Europa geht. Das finden wir total spannend. (lacht) Für mich ist es einfach wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Ich will neue Leute und neue Arbeitsweisen kennen lernen.
MusikBlog: Bei Olli Schulz hast du als Gitarristin im Hintergrund gespielt. Als Clueso-Support standest du auf einer Bühne vor 10.000 Leuten. Was hat größere Spuren hinterlassen?
Kat Frankie: Beide Erfahrungen waren unheimlich wertvoll für mich. Ich bin Olli total dankbar, dass er mir diese Zeit auf der Bühne geschenkt hat. Das war mal ein ganz anderer Blickwinkel und auch sehr entspannt. Und Clueso… Ich meine, ich stand vor 10.000 Leuten. Das allein war es schon wert. Wir werden sehen. Ich habe in den letzten Jahren mit vielen Männern gearbeitet. Ich denke, es wäre mal an der Zeit, für eine Kollaboration mit einer Frau. Ja, ich denke, ich hätte mal Lust, mit einer richtig coolen Frau zu arbeiten.
MusikBlog: Schon eine Dame auf dem Schirm?
Kat Frankie: Nein, nicht wirklich. Ist nur so ein Gedanke.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.