In Zeiten, in denen die einzigen Drogen, die es in die Musikszene schaffen, Antidepressiva sind, die von jugendlichen Rappern neben hochprozentigem Hustensaft konsumiert werden, kommt die neue Platte von den Psychedelic-Rockern Birth Of Joy gerade recht.
Denn auch wenn der realitätsvertonende Stoner-Rock heutzutage ohne bewusstseinserweiternde Substanzen auskommt, schwingt eine befreite Atmosphäre immer noch mit, wenn hallender Gesang auf laute Gitarren prallt.
Auf ihrem fünften Album „Hyper Focus“ ändert die niederländischen Band nicht zu viel und gerade genug, dass alles ein klein wenig besser klingt.
Birth Of Joy wissen durch ihren Mut zu beeindrucken. Und das nicht nur bei der Genre-, sondern auch der Instrumentenwahl. Statt eines Basses sorgt eine Orgel für die notwendige Untermalung des Geschehenden und verhindert so ganz nebenbei, dass man Birth Of Joy mit anderen vergleichbaren Bands ihres Genres verwechseln könnte.
Der satte, geheimnisvolle, aber gleichzeitig prägnante Sound des Organs im Hintergrund erhebt die Musik teilweise, so zum Beispiel in „Sell Out“, auf eine spirituelle, eklektische Ebene. Auf der warten ihre Vorbilder Pink Floyd und The Doors sicher schon auf sie.
Das allerdings vergebens, denn die jungen Niederländer treten nicht als reine Revivalist-Band eines bereits existierenden Sounds auf, sondern lassen Einflüsse einwirken Sie reichern sie an und lassen sie nachher so erfrischend und neu auf die Hörerschaft los, dass man ihnen ihre Vorbilder zwar anmerkt, ihnen aber nie stumpfe Nachahmung vorwerfen könnte.
Die Mischung aus Blues und Psychedelic-Rock, die die drei Niederländer schon immer auszeichnete, macht auch auf „Hyper Focus“ den Kern des Sounds aus.
Im Titeltrack zum Beispiel finden so Blues-Melodien zu einem brütenden Gitarrensound. Im ersten Moment ist man dann möglicherweise sowohl als Blues-Liebhaber, als auch als Psychedelic-Rock-Fan etwas irritiert von diesem unbekannten Hybriden. Aber ähnlich wie ein Hamburger, der sich endlich an das Franzbrötchen mit Kürbiskern-Topping heranwagt, werden sich diese beiden Gruppen fühlen, sobald sie diesen Smashing Pumpkins-infizierten Blues hören.
Dieses Gefühl kommt auch dann auf, wenn man in „Riff Raff“ von einem disharmonischen Blues-Intro begrüßt wird, von Gitarren über mehr als 5 Minuten bis zum Ende des Liedes getragen wird und am Ende fast Probleme damit hat, zu verstehen, was da gerade passiert ist. Von „Jekyll and Hyde“ singt Kevin Stunnenberg da, und man versteht warum. Jekyll and Hyde, Franzbrötchen und Kürbiskerne, Blues und Psychedelic.
Als Leitthema dieses Albums mit mehreren Persönlichkeiten sticht die Fruchtbarkeit des Konflikts zweier Ideen, zweier Genres heraus, die Lust darauf macht, diesen Sound auch live zu erleben.
Und wer weiß, vielleicht ist es auch gar nicht falsch dieses Album nüchtern und nicht berauscht, sondern mit einem Zimtgebäck in der Hand zu genießen. Kostet auch weniger.